Julian Pölsler verfilmte Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ kongenial.
„Jene Wand, die ich meine, ist eigentlich ein seelischer Zustand, der nach außen hin plötzlich sichtbar wird“, sagte die oberösterreichische Schriftstellerin Marlen Haushofer über ihren 1963 veröffentlichten Roman Die Wand. „Haben wir nicht überall Wände aufgerichtet? Trägt nicht jeder von uns eine Wand vor sich her?“
Katastrophe. In ihrem Meisterwerk Die Wand beschreibt Haushofer eine schwere Depression: die Geschichte einer namenlosen 40-jährigen Frau, die auf einer Jagdhütte im Gebirge durch eine gläserne Wand von der Umwelt abgeschnitten wird. Außerhalb dieser unsichtbaren Wand sind die Menschen durch eine rätselhafte Katastrophe versteinert. Nur Tiere sind ihre Gefährten: Luchs, ein bayerischer Gebirgsschweißhund mit Samtfell und Schlappohren, eine Kuh und eine Katze, die bei Regen Schutz im Jagdhaus sucht.
Eine beklemmende
One-Woman-Show
Der steirische Regisseur Julian Roman Pölsler, der durch seine Fernseh-Adaptionen von Alfred Komareks Polt-Krimis bekannt geworden ist, legt mit seinem ersten Kinostreifen Die Wand einen literarisch anspruchsvollen Anti-Heimatfilm vor. Gedreht hat er seinen „Lebensfilm“, wie er sagt, im Salzkammergut am Fuß des Dachsteins in der herrlichen Landschaft des Gosautals, in welcher der Horror der Isolation umso stärker zur Wirkung kommt.
Traumbesetzung
Die große deutsche Schauspielerin Martina Gedeck (Das Leben der Anderen) spielt in einer beklemmenden One-Woman-Show fast wortlos (ihre gesprochenen Worte, ausnahmslos Originalzitate aus dem Roman, kommen aus dem Off) den existenziellen Überlebenskampf der einsamen Frau, die keinerlei Zukunft hat. Ihren Freund und Begleiter Luchs, der sie tröstet, wenn sie traurig ist, verkörpert Pölslers Jagdhund Luchs – auch eine Traumbesetzung. Die Wand startet am Freitag im Kino.
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