Erlösung bleibt aus

"Auge um Auge" mit Christian Bale

02.04.2014

Düsteres Drama mit Casey Affleck, Forest Whitaker und Zoe Saldana.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

Wenn zu trostlosen Bildern einer heruntergekommenen US-Fabrikstadt der todtraurige Pearl-Jam-Song "Release" ertönt, sollte klar sein: Der folgende Film wird keinen Sonnenschein verbreiten. "Auge um Auge" (ab 4. April im Kino) ist dann auch eine düstere Geschichte mit tragischen Figuren. Die Erlösung bleibt aus. Selbst wenn am Schluss den Bösewicht sein Schicksal ereilt, spürt man keine Genugtuung.

Hier kommt der Trailer zum Film



DiCaprio als Produzent
Als Rachethriller wird der von Leonardo Di Caprio und Ridley Scott produzierte Streifen vermarktet. Der plumpe deutsche Titel "Auge um Auge" (im Original: "Out Of The Furnace") unterstützt diesen falschen Ansatz. Regisseur Scott Cooper ("Crazy Heart") inszenierte vielmehr ein beklemmendes Drama, wenig Hollywood-konform, langsam im Tempo, mit intensiven Bildern, brutal und ohne Happy End - wie die Bücher von Frank Bill, Donald Ray Pollock oder anderen Vertretern des Southern Gothic angesiedelt im Süden Amerikas, bevölkert von "Hinterwäldlern", Meth-Konsumenten, gescheiterten Existenzen, denen es auch beim besten Willen nicht gelingt, aus dem Teufelskreis aus Gewalt, Verlust und falschen Handlungen auszubrechen.

Harte Kerle auf der großen Leinwand
Bereits im Epilog - der Vorspann zeigt eine Prügelei in einem Autokino - wird deutlich, dass der Drogenhändler, Bandenführer und Initiator von Faustkämpfen, Harlan deGroat (teuflisch: Woody Harrelson), keine Emotionen und nur Hass und Gewalt kennt. Wer mit ihm zu tun bekommt, wird von seiner negativen Energie zerfressen. Das bekommen die Brüder Rodney (Casey Affleck) und Russell Baze (Christian Bale) zu spüren. Der eine, ein schwer traumatisierter Kriegsheimkehrer, stirbt durch eine Kugel des Kriminellen, der andere, ein redlicher, bemühter, aber von privaten Schicksalschlägen gebeutelter Stahlarbeiter, schmeißt auf Vergeltung sinnend sein Leben weg.

Star-besetzter Blockbuster
"Out Of The Furnace" erzählt von der Bindung zwischen den Brüdern, ihren grundsätzlich unterschiedlichen Einstellungen zum Leben in wenig lebensfreundlicher Umgebung, von verlorenem Liebesglück und wie ein Moment alles verändern kann. Die Besetzung ist grandios (neben Bale, Harrelson und Affleck spielen Forest Whitaker, Zoe Saldana, Sam Shepard und William Dafoe), die Stimmen der Charaktere sind rau wie die Landschaftsaufnahmen, die Häuser bröckeln, den bedrohlich rauchenden Stahlofen glaubt man zu riechen. Kameramann Masanobu Takayanagi fängt Gesichter wiederholt in Großaufnahmen ein und lässt sie ohne Dialog sprechen.

Erstes Feedback 
Die Resonanz in Amerika war sehr gespalten, kein Wunder. Sehr viel an harten Brocken hat Cooper in sein Werk gepackt, dem leichte Momente gänzlich fehlen. Stellweise wirkt der Film zu "gewollt", zu konstruiert. Noch dazu wandelt er zwischen Genres: Sozialstudie? Beziehungsfilm? Thriller? Gesellschaftskritik? Alles zusammen? "Release me", fleht Pearl-Jam-Sänger Eddie Vedder noch einmal im Abspann. Sein Ruf bleibt - zumindest was diesen Film betrifft - ungehört.

Hier geht's zu den aktuellen Kino-Filmtrailern.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel