Highschool-Horror

"Carrie": Blutrünstiges Klassiker-Remake

04.12.2013

Chloe Grace Moretz emanzipiert sich als telekinetischer Teenager.

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Das Remake eines Horrorklassikers wie "Carrie - Des Satans jüngste Tochter" ist ein riskantes Unterfangen: das Original von 1976 erntete zwei Oscar-Nominierungen für Sissy Spacek und Piper Laurie und brachte Regisseur Brian De Palma ebenso den Durchbruch wie Autor Stephen King. Die modernisierte Neuauflage von Kimberley Peirce kann sich aber durchaus sehen lassen. Ab 6. Dezember im Kino.

Hier der Trailer zum Film



Carrie als verängstigte Jugendliche

Peirce verzichtet in ihrem Remake auf die mythologische Überhöhung und die sublime Schuldfrage, mit der der Hitchcockianer De Palma seine Interpretation von Stephen Kings erstem Roman unterfüttert hat. Und bei ihr ist Carrie White, die von ihrer fanatisch religiösen Mutter lange Zeit eingesperrt und in einer kleinen Kammer zum Beten gezwungen wurde, auch nicht nur ein Symbol, sondern eine verängstigte Jugendliche mit unterdrückten Sehnsüchten. Das Setting ist eine amerikanische Kleinstadt in der heutigen Zeit, abgesehen von den modernen Mobbing-Methoden - wie YouTube-Videos - hat sich an der Highschool aber nicht allzu viel geändert. Wenn Carrie in der Dusche erstmals ihre Periode bekommt und von ihren Mitschülerinnen gedemütigt wird, zieht sie sich jedoch nicht noch weiter in ihr Schneckenhaus zurück. Vielmehr weckt die Konfrontation mit der Außenwelt ihren Widerstandsgeist.

Moretz versetzt in Angst und Schrecken

Chloe Grace Moretz ("Kick-Ass", "Hugo Cabret") verkörpert diese Jugendliche zu Beginn mit einer Mischung aus Fremdheit vor sich selbst und einem Wunsch nach Unsichtbarkeit, die aber - mithilfe der Sportlehrerin und der Entdeckung ihrer telekinetischen Fähigkeiten - einer fortschreitenden Emanzipation von ihrer Umwelt (nicht zuletzt von ihrer Mutter) und einem gestärkten Selbstbewusstsein Platz macht. Dazu trägt auch die Einladung zum Abschlussball einiges bei. Dass es ausgerechnet dort zum großen Blutbad kommt, ist weniger Carries unkontrollierbarer und unterdrückter Wut zu verdanken, sondern einem tief empfundenen Schmerz nach der ultimativen Demütigung. Peirce inszeniert den Showdown zwar mit voyeuristischer Schaulust (der berühmte Schweineblut-Kübel kippt gleich dreimal in Zeitlupe) und bei weitem nicht so raffiniert wie De Palma, aber zumindest ohne die sadistische Freude, von der so manche moderne Teenie-Horrorproduktion geprägt ist. Während die Neuverfilmung von "Carrie" visuell somit nicht übermäßig einfallsreich sein mag, so gibt Peirce den Figuren zumindest deutlich mehr Tiefe und baut eine intensive innere Spannung auf. Juliane Moore als Carries Mutter ist Furcht einflößend authentisch, und auch die soziale Realität der Highschool-Jugendlichen wirkt für einen Genrefilm erstaunlich unkünstlich. Insgesamt ein sehenswertes Remake - auch weil es eine gute Gelegenheit bietet, sich wieder einmal dem alten Klassiker zu widmen.

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