Tribeca Film Festival: Christoph Waltz als Hochstapler und Regisseur in 'Georgetown'.
Mit dem Frühling in New York City kommt auch das jährliche Tribeca Film Festival, das heuer zum 18. Mal von 24. April bis zum 5. Mai stattfindet. Das von Robert De Niro mitbegründete Festival umfasst in diesem Jahr 103 Langfilme, darunter eine noch nie da gewesene Version von Francis Ford Coppolas Meisterwerk "Apocalypse Now" - und die Weltpremiere von Christoph Waltz
als Regisseur.
Von De Niro gegründet
Was viele heutzutage nicht mehr wissen, ist, dass das Tribeca Film Festival von Robert De Niro, Filmproduzentin Jane Rosenthal und dem Immobilieninvestor Craig Hatkoff im Mai 2002 als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September gegründet wurde. Es wird von den Organisatoren als der Phönix betrachtet, der aus der Asche der Stadt wieder auferstanden ist. Die Idee war es, Filme zu benutzen, um eine trauernde Stadt zusammenzubringen und die Wirtschaft anzukurbeln. Nelson Mandela nahm damals teil und versicherte den New Yorkern, dass Film die Macht habe, trauernde Herzen zu heilen. Achtzehn Jahre später ist das junge Festival für ausgewählte Premieren von Blockbustern und Indie-Filmen, Konzerte und Diskussionen, inklusive Prominente, bekannt. Neben Filmen werden jetzt unter Festivaldirektorin Cara Cusumano auch TV- und Online-Produktionen präsentiert.
Eröffnung
Insgesamt werden in diesem Jahr 103 Langfilme (darunter 81 Weltpremieren) von 124 Filmemachern und Filmemacherinnen gezeigt, wobei 40 Prozent aller Beiträge von Frauen stammt. Eröffnet wird im Apollo Theater in Harlem mit Roger Ross Williams HBO-Dokumentarfilm "The Apollo", in dem die 85-jährige Geschichte des legendären Veranstaltungsortes beschrieben wird. Die Geschichte des Apollo, das als Mekka für schwarze Musiker bekannt ist, darunter Aretha Franklin, Diana Ross, die Jackson 5 und viele mehr, ist die Geschichte der Entwicklung der afroamerikanischen Identität und wie sie zu einer kulturellen Bewegung in Amerika wurde.
Waltz-Debüt als Höhepunkt
Zu den Höhepunkten gehört dann im Verlauf des Festivals "Georgetown", das Regiedebüt des österreichischen Hollywoodexports Christoph Waltz. Sein Film erzählt die wahre Geschichte des in Ostdeutschland geborenen Albrecht Gero Muth, (im Film: Ulrich Mott), der 2014 in den USA wegen Mordes an seiner mehr als 40 Jahre älteren Frau Viola Drath verurteilt wurde. Durch die Ehe mit der reichen Witwe war der gebürtige Deutsche in die High Society aufgestiegen. Die 82-jährige, großartige Vanessa Redgrave spielt die wohlhabende Journalistin, die 2011 im Alter von 91 Jahren erschlagen in ihrem Haus aufgefunden wurde. Annette Bening spielt ihre Tochter und Neoregisseur Waltz hat selbst die Rolle des Mörders übernommen.
Weitere Highlights
Alec Baldwin verwandelt sich unterdessen in "Framing John DeLorean", halb Dokumentation und halb Spielfilm, in den legendären Automobilentwickler, während Margot Robbie in "Dreamland" eine Bankräuberin auf der Flucht in der Depressionsära in Texas mimt. Und auch wenn es keine Weltpremiere ist, so zählt "Extremely Wicked, Shockingly Evil and Vile" mit Zac Efron als Serienmörder Ted Bundy, sicher zu den meist erwarteten Filmen. Der legendäre Regisseur Francis Ford Coppola wird anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von "Apocalypse Now", eine restaurierte Version des Vietnamkriegsepos präsentieren, während Robert De Niro und Martin Scorsese sich über ihre jahrzehntelange Zusammenarbeit, einschließlich ihres neuen Netflix-Films "The Irishman", unterhalten. Weitere Stars, die erwartet werden, sind Jennifer Lawrence, David O. Russell, Guillermo Del Toro, und Michael J. Fox.
Auf der Dokumentarfilmseite wird Tribeca die Weltpremiere mehrerer Werke feiern, die von kulturellen Schlagzeilen der vergangenen Jahre inspiriert wurden: "After Parkland" widmet sich dem Schulmassaker in Florida und "At the Heart of Gold" erzählt von dem jahrzehntelangen Missbrauch junger amerikanischer Turnerinnen und Turner durch ihren Teamarzt. Die Dokumentation "XY Chelsea" beschäftigt sich mit der Transfrau und Whistleblowerin Chelsea Manning. Der Schauspieler und Musiker Jared Leto hat eine Doku gemacht, die innerhalb von 24 Stunden in 50 US-Bundesstaaten gedreht wurde, und so eine umfassende Sicht auf das Land geben soll. Andere Titel konzentrieren sich auf Musiker wie den Rolling-Stones-Bassisten Bill Wyman ("The Quiet One") und den Sänger der Band INXS ("Mystify: Michael Hutchence").
Kritik
Vielleicht als Reaktion auf die Kritik, dass die Filme beim Tribeca Filmfestival neben denen des prestigeträchtigeren New York Film Festivals, das jedes Jahr im Herbst statt findet, etwas blass aussehen, werden in diesem Jahr fünf Filme gezeigt, die von angesehenen New Yorker Kritikern ausgewählt wurden, darunter Peter Stricklands "In Fabric", eine traumhafte Sage von einem verwunschenen, scharlachroten Kleid, das durch das Leben mehrerer Charaktere geht.
Zum Abschluss wird Danny Boyles Komödie "Yesterday" (Ö-Kinostart: 11. Juli) uraufgeführt, die einem englischen Musiker (Himesh Patel) folgt, der eines Tages aufwacht und feststellen muss, dass die Beatles nie existiert haben.