Cannes-Blog

Cotillard überzeugt in "De Rouille et D'os"

18.05.2012

Österreich-Filmchef Gunther Baumann berichtet aus Cannes.

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© TZ, FilmMagic.com/Getty
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Der Applaus hallt noch lautstark nach. Cannes feierte am Mittwoch einen besonders gelungenen Festival-Auftakt mit der perfekten Mischung aus Star-Glamour (Bruce Willis, Bill Murray) und Filmkunst. Die Stars holten sich im Festival-Palais Standing Ovations ab für ihre tolle Leistung in der Komödie "Moonrise Kingdom“ (wir berichteten gestern).

Auftakt
Bill Murray verneigte sich vor  "Kingdom“-Regisseur Wes Anderson: "Bei manchen Regisseuren hofft man darauf, sie nach dem Dreh niemals wiederzusehen, und das gilt auch umgekehrt. Es gibt Regisseure, die fahren dich persönlich zum Flughafen, um sicher zu gehen, dass du weg bist. Wes hat mich noch nie zum Flughafen gebracht.“

Nach dem strahlenden Auftakt hat in Cannes nun der Festival-Alltag begonnen, wobei Alltag ein irreführendes Wort ist: Im Wettbewerb rittern 22 ausgesuchte Filme um die Goldene Palme, und rundherum gibt’s jede Menge Cineasten-, Star- und Markt-Events.

Hollywood-Streifen
Die Star-gespickte US-Produktion "Moonrise Kingdom“, die schon am 25. Mai in Österreich startet, tritt im Wettbewerb um die Goldene Palme an. Das bedeutet eine erstaunliche Trendwende in Cannes. Normalerweise schickt Hollywood seine glitzernden Star-Filme lieber außer Konkurrenz zum Festival, weil die Studios jedes Jahr fürchten müssen, bei der Preisverleihung exotischen Filmkunstwerken zu unterliegen, die nur geringes Publikums-Potenzial haben.

Doch heuer ist der Wettbewerb eine große Starparade. Regisseur John Hillcoat etwa bietet im Gangsterfilm "Lawless“ Shia Lebeouf, Jessica Chastain und Mia Kasikowska ("Alice im Wunderland“) auf. Andrew Dominik schickt in "Killing Them Softly“ Brad Pitt als Mafioso auf die Leinwand. Walter Salles drehte die Romanverfilmung "On The Road“  mit Viggo Mortensen, Kirsten Dunst und "Twilight“-Star Kristen Stewart. Deren "Twilight“ Partner Robert Pattinson spielt die Hauptrolle in David Cronenbergs "Cosmopolis“. Nicole Kidman wiederum adelt das Drama "The Paperboy“ von Lee Daniels.

Frankreich-Export
Beim ersten Wettbewerbs-Beitrag aus Frankreich legte am Donnerstag eine Oscar-Gewinnerin eine Palmen-verdächtige Leistung ab: Marion Cotillard ("Piaf“). Im Drama "De Rouille et D’Os“ ("Rost und Knochen“) von Jacques Audiard spielt sie energiegeladene junge Frau mit einem exotischen Beruf. Sie ist Killerwal-Trainerin in einem großen Freizeitpark. Dann folgt eine Katastrophe.  Bei einem Unfall mit den Tieren verliert sie beide Beine. Doch durch die Begegnung mit einem Boxer (Matthias Schoenarts: sehr raue Schale, sehr weicher Kern) findet sie wieder ins Leben und auch zu ihrer Sexualität zurück. Großes Schicksals-Kino mit tollen Schauspielern.  

Regisseur Audiard: "Die Idee zu diesem Film stammt aus einer Kurzgeschichte von Craig Davidson, die mich intensiv berührt hat. Weil diese Liebes-Geschichte einfach zu unglaublich klingt – die Wale, die Amputation – wollte ich sie total glaubhaft erzählen. Und für mich stand fest, dass Marion Cotillard die Hauptrolle spielen müsste. Ich konnte mir keine andere Schauspielerin vorstellen."

Österreichische Beiträge
So geht es in den ersten Filmen von Cannes immer wieder um die Liebe – und die zwei österreichischen Beiträge, die jetzt in den Wettbewerb um die Goldene Palme einsteigen, führen das Wort Liebe sogar im Titel: Heute zeigt Ulrich Seidl sein neues Werk "Paradies: Liebe“. Am Sonntag gehört der Rote Teppich Michael Haneke mit "Amour.“

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