Ab Mitte Jänner
"Django Unchained": Waltz stürmt Kinos
19.12.2012
Neuer Django-Film: Szenen zwischen Todernsthaftigkeit und anarchistischem Humor.
Wer Sergio Corbuccis "Django" wie auch das bisherige Schaffen von Quentin Tarantino kennt, kann erahnen, was ihn bei "Django Unchained" (ab 18. Jänner im Kino) erwartet: Tarantino hat für seinen ersten "Spaghetti-Western" Motive aus diesem Genre entlehnt und sich zu eigen gemacht, die Brutalität von Corbuccis Oeuvre mit seiner eigenen Kompromisslosigkeit bis zur Unerträglichkeit gesteigert und dabei erstklassige Schauspieler in Momenten zwischen Todernsthaftigkeit und anarchistischem Humor perfekt dirigiert. Allen voran liefert Christoph Waltz eine grandiose Vorstellung ab.
Hier der Trailer zum Film
Von Sklaverei und Bürgerkrieg
Die Grauen der Sklaverei kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg bilden den Hintergrund der Geschichte. Aber eigentlich ist es die Liebe zu seiner verschleppten und verkauften Frau Broomhilde (Kerry Washington), die Django Freeman (Jamie Foxx), einen vom Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Waltz) befreiten und zum Partner gemachten Sklaven, antreibt - bis zum exzessiven, finalen Shootout auf Candyland, der Ranch des diabolischen Südstaatenbarons Calvin Candie (Leonardo DiCaprio in seiner ersten Rolle als richtiger Fiesling). Auch wenn man mitunter lachen darf und (bisweilen sehr ausufernde) würzige Dialoge die Stimmung etwas aufhellen, so wird wohl die explizite Gewalt für Debatten sorgen.
Unzählige Vorgänger-Verfilmungen
Das war 1966 nicht anders. Corbucci drehte damals einen Klassiker, der viele inoffizielle Sequels mit teils absurden Titeln wie "Django - Sein Gesangbuch war der Colt" nach sich zog, die mit dem düsteren, geschickt mit Klischees spielenden Original nichts zu tun hatten. "Django" zeigte keine typische Westernwelt mit strahlenden Helden, sondern war schmutzig und gemein. Tarantinos Begeisterung für dieses blutige Racheepos kennt man seit seinem Regiedebüt "Reservoir Dogs": Die Idee zur Szene, in der einem Mann das Ohr abgeschnitten wird, stammt schließlich aus "Django". Nun hat Tarantino also seine "eigene Version zu den unzusammenhängenden Django-Plagiat-Fortsetzungen" geschaffen, wie er es selbst formulierte.
Tarantino orientiert sich an Corbucci
Dass Tarantino den Originalsong aus "Django" für den Vorspann seiner Version des Stoffs verwendet, macht von Anfang an klar, dass sich der 49-Jährige stark an der Atmosphäre von Corbuccis Vorlage orientierte. Überhaupt sind viele Einstellungen eine Hommage an Spaghetti-Western allgemein - was Charaktere, Bildkompositionen, Handlungen und Worte gleichermaßen betrifft. Die Story und die Figuren erweisen sich im Laufe der 165 Minuten als so komplex wie in Sergio Leones Arbeiten, was dank Darstellern wie Samuel L. Jackson in einer Oscar-reifen Nebenrolle und eben Waltz auch funktioniert. Der Österreicher darf diesmal den guten Deutschen mimen und brilliert mit Süffisanz.
Ur-Django Franco Nero mit dabei
Es muss für Tarantino eine Freude gewesen sein, den ersten Django-Darsteller Franco Nero für einen netten Cameo-Auftritt zu gewinnen; oder Foxx, der im Filmremake von "Miami Vice" den Partner von Detective Sonny Crocket spielte, auf TV-Crocket Don Johnson (in "Django Unchained" ein dämlicher Sklavenhalter) treffen zu lassen. Sieht man hinter die Fassade der Gewalt, entdeckt man Tarantinos gewieftes Spiel mit Farbgebung, Kostümen, Musik, Perspektiven und Schauplätzen bzw. sein unvergleichliches Talent, jedem Schauspieler einen besonderen Moment zu geben, den man noch Jahre später mit dem Film in Verbindung bringen wird.
Neuer Tarantino-Streifen mit viel Brutalität
Dass "Django Unchained" derart brutal daherkommt, liegt auch am Faible des Regisseurs, auf CGI-Ästhetik zu verzichten - Tarantinos Gewalt ist roh und trotz Überzeichnungen näher an der Realität als diverse am Computer generierte Effekte in anderen Blockbustern. Er scheue sich nicht, "dunkle Seiten der Seelen" zu zeigen, meinte Kerry Washington über ihren Regisseur. Von diesen gibt es in "Django Unchained" ausreichend. Nur ganz am Ende ist Tarantino doch nicht ganz so extrem konsequent wie Corbucci bei "El Gran Silencio", wo der Böse die Oberhand behält.
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