Thailändischer Film
Goldene Palme für "Uncle Boonmee"
23.05.2010
Juliette Binoche wurde als beste Schauspielerin geehrt.
Der thailändische Film "Uncle Boonmee" ("Lung Boonmee Raluek Chat") ist bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden. Regisseur Apichatpong Weerasethakul sagte bei der Preisverleihung am Sonntagabend an der Côte d'Azur, die Ehrung komme ihm fast "unwirklich" vor. Juliette Binoche wurde als beste Darstellerin geehrt, Javier Bardem und Elio Germano teilten sich die Auszeichnung als beste Darsteller.
"Geschichte aus anderer Welt"
Die Goldene Palme zu
gewinnen sei für ihn "wie eine Geschichte aus einer anderen Welt", sagte
Apichatpong. Der 39-jährige Thailänder dankte seinen Eltern dafür, dass sie
ihn als Kind mit ins Kino genommen und ihm dadurch die Welt des Films
eröffnet hätten. Apichatpong setzte sich im Wettbewerb gegen 18 weitere
Filme durch, darunter Arbeiten der britischen Filmemacher Mike Leigh und Ken
Loach sowie allein drei Filme aus dem Gastgeberland Frankreich.
In seinem Film geht es um die Titelfigur Onkel Boonmee, der sich an frühere Leben erinnern kann; ein verlorener Sohn kehrt als Affengeist zurück, eine tote Frau taucht im Leben ihres Mannes wieder auf. Apichatpong dankte "den Geistern in Thailand", die das Team während der Dreharbeiten umgeben hätten. Der Regisseur hatte während des Filmfestes an der französischen Riviera die strenge Zensur in seiner Heimat kritisiert.
Binoche als beste Schauspielerin
Als beste Schauspielerin wurde
Juliette Binoche geehrt, die bei ihrer Rede mit den Tränen kämpfte. Die
46-jährige Französin dankte ihren Eltern und ihren Kindern sowie allen
Männern, die es bislang mit ihr "ausgehalten" hätten. "Ich
glaube an die Liebe", rief Binoche aus, die die Hauptrolle im
Wettbewerbsfilm "Copie Conforme" spielt, eine unglückliche
Kunsthändlerin. In dem Film des iranischen Regisseurs Abbas Kiarostami geht
es um Original und Fälschung und im übertragenen Sinne um die Echtheit von
Beziehungen.
Den Preis für den besten männlichen Schauspieler teilen sich der spanische Darsteller Javier Bardem und sein italienischer Kollege Elio Germano. "Ich teile diese Freude mit meiner Freundin, meiner Liebe Penelope Cruz, die ich so sehr liebe und der ich soviel zu verdanken habe", rief Bardem bei der Preisverleihung aus.
Küsschen für Bardem
Cruz, die im Publikum saß, warf
ihrem Freund daraufhin Küsschen zu. Der 41-jährige Spanier spielt die
Hauptrolle im Wettbewerbsfilm "Biutiful". In dem Film des
mexikanischen Regisseurs Alejandro Gonzalez Inarritu geht es um einen an
Krebs erkrankten Vater zweier Kinder, der darum kämpft, die letzten Dinge zu
regeln. Germano wurde für seine Rolle in "La Nostra vita"
geehrt und widmete den Preis seiner Heimat Italien.
Erstmals im Wettbewerb war auch ein Film aus dem Tschad. Regisseur Mahamat-Saleh Haroun wurde für "Un homme qui crie" mit dem Preis der Jury geehrt. Den Großen Preis verlieh die Jury - dieses Jahr unter Vorsitz von US-Kultregisseur Tim Burton - dem französischen Filmemacher Xavier Beauvois für "Des hommes et des dieux". Für die beste Regiearbeit zeichnete die Jury den französischen Filmemacher Mathieu Amalric aus.
Kein deutscher Film
Deutsche Filme waren dieses Jahr nicht im
Wettbewerb. Der aus Weißrussland stammende, in Deutschland lebende Regisseur
Sergei Loznitza trat mit der deutsch-ukrainisch-niederländischen
Koproduktion "My Joy" an. Im Nebenwettbewerb "Un Certain
Regard" waren die beiden deutschen Filmemacher Christoph Hochhäusler
und Oliver Schmitz vertreten, gingen aber leer aus. Vergangenes Jahr war "Das
weiße Band" des österreichischen Filmemachers Michael Haneke mit
der Goldenen Palme ausgezeichnet worden.
GOLDENE PALME: "Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives" von Apichatpong Weerasethakul (Thailand)
GROSSER PREIS DER JURY: "Des Hommes Et Des Dieux" von Xavier Beauvois (Frankreich)
BESTER SCHAUSPIELER: Javier Bardem (Spanien) in "Biutiful" und Elio Germano (Italien) in "La Nostra Vita"
BESTE SCHAUSPIELERIN: Juliette Binoche (Frankreich) in "Copie Conforme"
BESTES DREHBUCH: "Poetry" von Lee Chang-dong (Südkorea)
BESTE REGIE: "Tournée" von Mathieu Amalric (Frankreich)
PREIS DER JURY: "A Screaming Man" von Mahamat-Saleh Haroun (Tschad)
GOLDENE KAMERA: "Año Bisiesto" von Michael Rowe (Mexiko)