Suche nach Erbe
"Halbe Brüder": Sido ganz brav
03.04.2015
Christian Alvarts Komödie geht nach passablem Auftakt die Luft aus.
Rapper Sido in einer Komödie? Warum nicht, sein Gangster-Image hat der Berliner genauso wie seine ominöse Maske längst an der Garderobe abgelegt. Sido ist mittlerweile Familienvater und ganz seriös geworden. Also spielt er ab Donnerstag in "Halbe Brüder" im Kino den sympathischen Verlierer Julian, den die Aura eines Bankangestellten oder Brillenfachverkäufers umgibt.
Immerhin keine peinliche, sondern halbwegs glaubwürdige Figur - anders als seine beiden Filmbrüder, denen das Drehbuch wenig Esprit und viel Blödheit zumutet. Die Ausgangssituation ist für eine Komödie gar nicht übel: Drei völlig unterschiedliche Typen, die das Geld dringend nötig haben, machen sich auf die Suche nach dem gut versteckten Erbe ihrer gestorbenen Mutter. Beim Gerichtsvollzieher sehen sich die Halbbrüder zum ersten Mal. Eine witzige Szene.
Odyssee
Den flippigen Möchtegern-Rapper Addi (Tedros Teclebrhan), den verwöhnten Schnösel Yasin (Fahri Yardim) und schließlich den ziemlich bankrotten Handelsvertreter Julian (Sido) verbindet zunächst nichts außer akute Geldnot. Also macht sich das Trio auf eine Odyssee durch Deutschland - ein chaotischer Selbstfindungstrip zu verschollenen Vätern und neuen brüderlichen Gefühlen.
Nach einem ganz passablen Auftakt verflacht Christian Alvarts Komödie in fast zwei Stunden Spielzeit allerdings immer mehr zur Klamotte. Ohne wirklichen Sinn fürs Timing lässt Drehbuchautor Doron Wisotzky ("Schlussmacher") die Protagonisten in immer neue Peinlichkeiten schliddern. Und es tummeln sich zu viele Witzfiguren in diesem Film.
Star-Auftritte
Roberto Blanco kann man als abgetakelten Frauenhelden bewundern, Detlev Buck als kiffendes Landei, Charly Hübner lässt als Kredit-Hai das Messer kreisen. Nur so richtig lustig ist das alles nicht. Außerdem scheinen die Ortswechsel von Berlin über Köln bis an die Ostsee vor allem den Gesetzen der regionalen deutschen Filmförderung zu gehorchen. Schade, bis sich am Ostseestrand alles in Wohlgefallen auflöst und die Brüder längst beste Freunde geworden sind, hat man als Zuschauer das Interesse an dieser halbgaren Komödie weitgehend verloren.
INFO
Halbe Brüder
Deutschland 2014, 116 Minuten
Regie: Christian Alvart
Mit: Sido, Fahri Yardim, Tedros Teclebrhan, Mavie Hörbiger, Violetta Schuralow, Detlev Buck, Erdal Yildiz, Roberto Blanco, Charly Hübner, Gregor Bloéb, Manni Laudenbach, Michael Ostrowski, Wilson Gonzalez Ochsenknecht, Lilo Wanders
Österreich-Start: 9. April 2015
Foto: (c) ConradFilm Bavaria