Hanni und Nanni

Kinderbuchklassiker als Film ohne Zauber

16.06.2010

Mit Kino-Stars wie Suzanne von Borsody, Heino Ferch und Hannelore Elsner.

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Hanni und Nanni - da werden bei vielen Frauen Kindheitserinnerungen wach. Stundenlanges Schmökern über Schloss Lindenhof, Mitternachtspartys, freche Streiche und glückliche Mädchen. Ein brennender Wunsch der jungen Leserinnen: Selber so ein Internat besuchen zu dürfen. Was liegt da näher, als sich auf den Start der erfolgreichen Jugendbuch-Reihe im Kino zu freuen? Die Zwillinge "Hanni und Nanni" sollen ab 18. Juni die Leinwände erobern. Schließlich haben die Bücher der Britin Enid Blyton schon in den 1940er Jahren Kinder begeistert, auch wenn bildungsbeflissene Eltern diese Form leichter Lektüre eher kritisch beäugten. Doch der Zauber der Bücher will sich beim Ansehen des Films von Regisseurin Christine Hartmann nicht recht einstellen. Trotz der Riege hochkarätiger Schauspieler wie Suzanne von Borsody, Hannelore Elsner, Heino Ferch oder Katharina Thalbach plätschert der Streifen vor sich hin und lässt vor allem Spannung vermissen.

Hanni und Nanni - Darum geht es
Dabei hätten die Zwillinge Potenzial, die Herzen der Zuschauer zu erobern, vor allem die Hauptdarstellerinnen Sophia (Hanni) und Jana (Nanni) Münster. Die zwölfjährigen Zwillinge spielen ihre Rollen frisch und mit großer Freude: Anfangs drohen Hanni und Nanni, im Großstadtdschungel von Berlin zu verwöhnten Gören außer Rand und Band zu geraten. Damit ist Schluss, befinden die Eltern (Heino Ferch und Anja Kling). Disziplin muss her, und das geht nirgendwo besser als im Internat Lindenhof, wo schon die Mutter zu einem anständigen Mädchen herangezogen wurde. Doch das ist nichts für die aufsässigen Zwillinge. Munter treiben sie mit Lehrern und Mitschülern ein freches Spiel - wer ist Hanni, wer ist Nanni? Sie feiern nachts heimlich Partys, veranstalten auf der Turmtreppe Matratzenrennen und versetzen die Französischlehrerin Mademoiselle "Fürchterlich" (Thalbach) in Angst und Schrecken. Bei ihren Mitschülerinnen gelten sie erst als arrogant, doch nach und nach passen sich die Neuen an und finden gute Freundinnen.  Alles Harmonie, könnte man meinen, doch unter der Oberfläche brodelt ein Konflikt. Die sanfte Nanni fühlt sich von ihrer hitzköpfigen Schwester bevormundet. Sie will ihr nicht mehr ständig aus der Patsche helfen und lieber ihren Interessen nachgehen. Sie nimmt den lang ersehnten Cello-Unterricht und hat sich bald eingelebt. Die Hockey-begeisterte Hanni aber rebelliert gegen die strenge Erziehung vor allem unter Mathe-Lehrerin Frau Mägerlein (von Borsody). Sie will weg und auch die Schwester davon überzeugen. Als ihr das nicht gelingt, kommt es zu einem Zerwürfnis, bei dem die ruhige Nanni sich endlich mal behaupten muss. Alles gipfelt in einem Hockey-Match gegen das Team der alten Schule von Hanni und Nanni, bei dem die Schwestern ihre gegenseitige Loyalität beweisen müssen.

Konstruiert
Vieles an der Geschichte wirkt konstruiert und fügt sich ohne größeren Konflikt schön ineinander; selbst der Streit zwischen den Schwestern geht nicht in die Tiefe. Nach einigen Kämpfen haben die Zwillinge erkannt: Lindenhof ist ihre neue Heimat. Darüber ist niemand glücklicher als ihre Mutter, schwelgt sie doch immer noch in Erinnerungen an ihre wohlbehütete Schulzeit. Und so ist am Ende alles Friede, Freude, Eierkuchen, die Mädchen sind zur Vernunft gekommen und endlich dort, wo ihre Eltern sie haben wollten: Sie sind glücklich in Lindenhof und haben eingesehen, dass sie früher auf dem Irrweg waren. Fast scheint es, als würde den moralisch natürlich überlegenen Erwachsenen der bei Kindern so verhasste Satz auf der Zunge liegen: "Haben wir das nicht schon immer gewusst?".

"Hanni und Nanni" (D 2010, 89 min), Regie: Christine Hartmann. Mit: Sophia Münster, Jana Münster, Hannelore Elsner.

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