Drama
"J. Edgar": Die eiskalte Eminenz der USA
19.01.2012
Leonardo DiCaprio spielt in Clint Eastwoods Film den FBI-Boss Hoover.
J. Edgar Hoover zählte zu jenen Männern, die Amerika im 20. Jahrhundert prägten. 1924 übernahm er, erst 29 Jahre alt, die Leitung des FBI, und er gab sie bis zu seinem Herzinfarkt-Tod 1972 nicht mehr ab. Hoover war ein eiserner Kämpfer gegen Linke und Bolschewisten (oder was er dafür hielt). Und er war der Schrecken vieler Politiker, über die er Geheimdossiers anlegte. Das verlieh ihm fast grenzenlose Macht – auch über die US-Präsidenten.
Regisseur Clint Eastwood hat Hoover mit J. Edgar ein Denkmal gesetzt, an dem der Mann vermutlich wenig Freude hätte. Denn der FBI-Boss kommt als erzkonservativer Ehrgeizling und verklemmter Puritaner auf die Leinwand.
Leonardo DiCaprio gelingt es in seiner vielleicht schwierigsten Rolle, all seinen Charme und Glamour wegzusperren. In perfekter Mimikry schlüpft er ganz tief in seine Figur: Dieser J. Edgar Hoover ist ein sprachlich gehemmter und emotional gestörter Machtmensch, der bei der Verfolgung seiner Ziele keine Gefühle kennt.
Privatleben?
Fehlanzeige. Als junger Mann bekommt Hoover von seiner späteren Sekretärin Helen Gandy (Naomi Watts) einen Korb. Später öffnet er sich nur noch seinem Stellvertreter Clyde Tolson (Armie Hammer). Eastwood deutet an, dass die Verbindung wohl mehr war als nur eine Freundschaft unter guten Kollegen.
Clint Eastwoods Film ist eindrucksvoll, doch er strahlt die gleiche Eiseskälte aus wie seine zentrale Figur. Sonderlich unterhaltsam ist J. Edgar nicht. Doch man lernt viel über die USA und einen Geheimnisträger, der Kennedy genauso unheimlich war wie Nixon.
Der Trailer: