Mr. Bean wechselt das Metier und spielt wieder einen Agenten.
Mr. Bean wechselt das Metier. Rowan Atkinson spielt in der Farce „Johnny English – Jetzt erst recht“ (Kinostart: Freitag, 7.10.) einen Agenten.
Persiflage
Der erste Johnny English-Film lockte vor acht Jahren 400.000 Österreicher ins Kino. Jetzt kommt die –späte – Fortsetzung. Mr. Bean-Star Rowan Atkinson spielt in der Bond-Persiflage Johnny English – Jetzt erst recht wieder einen schusseligen Agenten, der die eigenen Kollegen genauso zur Weißglut bringt wie die Schurken. Atkinson über Bond, Bean, und Humor.
Wie viele James-Bond-Filme werden in Ihrer Agenten-Parodie „Johnny English“ zitiert?
Atkinson: Das weiß ich nicht. Wir haben nicht bewusst Dinge aus den Bond
-Filmen kopiert – aber unbewusst haben wir sie wohl alle zitiert, in kleinerem oder größerem Ausmaß. Denn wir agieren in Bonds Welt. Gäbe es keinen James Bond, so gäbe es auch keinen Johnny English.
Warum sind acht Jahre seit dem ersten „Johnny English“-Film vergangen?
Atkinson: Aus verschiedenen Gründen, da mag auch Faulheit mit gespielt haben. Dabei begannen wir schon 2004 mit der Arbeit am Drehbuch, an dem wir 18 Monate herumbastelten. Doch dann entschieden wir, statt dessen einen „Mr. Bean“-Film zu machen, „Mr. Bean’s Holiday“, der 2006/07 entstand. Und 2008 nahm ich für sieben Monate eine Rolle im Musical „Oliver!“ in London an. Erst danach kümmerten wir uns wieder ganz um „Johnny English“. Kommerziell betrachtet, hat es natürlich überhaupt keinen Sinn, mit der Fortsetzung eines Films acht Jahre zu warten.
Wie beginnt der neue Film?
Atkinson: Uns gefiel die Idee, damit zu beginnen, dass Johnny English beim Geheimdienst gefeuert wurde, weil er in Mozambique offenbar ein Desaster angerichtet hat. Nur: Wie kriegt man ihn dann wieder in den Film zurück? Da hatten wir die halbwegs glaubhafte idee, einen Typ in Hongkong zu erfinden, der nur mit Johnny English sprechen will und mit niemandem sonst.
Und zum Schluss wird der Tollpatsch Johnny ja ein richtiger Held!
Atkinson: Richtig. Das ist das Verblüffende an Johnny, dass er irgendwann zum Sieger wird, auch wenn er eine lange und kurvenreiche Straße befahren muss, um dort hinzugelangen. James Bond würde die direkte Route nehmen.
Grundsätzlich gefragt: Was ist das Komische an einem Geheimagent?
Atkinson: Grundsätzlich gar nichts. Die Komik entsteht durch den Kontrast zwischen der Figur und der Welt, in die er geworfen wird. Deshalb war es unser Ziel, rund um Johnny mehr Realismus aufzubauen als im ersten Film. Je seriöser der Kontext, in dem eine durchgeknallte Figur auftritt, um so größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Komik funktioniert.
Sind Sie auch im Privatleben ein komischer Mann?
Atkinson: Nein. Ich bin nur dann komisch, wenn ich in eine andere Identität schlüpfe. In diesen Identitäten fühle ich mich dann oft sehr wohl. Das gilt besonders für Mr. Bean, der ein sehr extremer Charakter ist. Wenn ich ihn spiele, kommt mir das oft so vor, als würde ich eine vierte Dimension betreten, in der ich eine reale Person in einer fiktiven Welt ausspielen kann. Das ist ein merkwürdig befreiendes Gefühl.
Gibt es Pläne für neue Projekte mit Mr. Bean?
Atkinson: Nein. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich noch einmal Mr. Bean spiele. Ich sehe Mr. Bean als eine alterslose Figur, wie einen Cartoon-Charakter. In seiner Alterslosigkeit mag Mr. Bean unsterblich sein, doch ich bin es nicht. Würde ich ihn jetzt wieder spielen, so würde er älter aussehen als früher. Und das will ich nicht. Ich will ihn so in Erinnerung behalten, wie vor zehn Jahren. Er kann seine Alterslosigkeit nur dann behalten, wenn ich ihn nicht mehr spiele.
Bietet „Johnny English“ typisch britischen Humor?
Atkinson: Nun, typisch britisch an Johnny ist, dass er nicht so gut ist, wie er sich vorkommt (lacht).
Haben die Briten eine besonders enge Beziehung zu Spionage-Storys?
Atkinson: Das glaube ich eigentlich nicht – nur ist es halt so, dass dieser Typ Ian Fleming in den Fünfzigern ein paar Geschichten über einen Mann namens James Bond schrieb. Seither denken viele Leute, wenn es um das Thema Spionage geht, an britische Spione und seltsamerweise nicht an die CIA. Ich habe mit einigen echten Spionen gesprochen, und die meinen: Die Bedeutung der britischen Geheimdienste wurde durch die Figur James Bond in der Realität erhöht. Bond gab den Diensten einen Status, den die gar nicht verdienen. Doch wenn es um die Regierung geht und um Budgetwünsche – dann kriegen die Geheimdienste wegen dem fiktiven Erfolg und dem Glamour von James Bond oft mehr Geld, als sie sonst bekommen würden. Ich glaube, ohne James Bond wären die britischen Geheimdienste schon längst von der Landkarte verschwunden.
Sie haben ja selbst in Sean Connerys letztem Bond-Film mitgespielt, in „Sag niemals nie“.
Atkinson: Ja, das war 1982, einer meiner ersten Filme. Als ich damals in der First Class auf die Bahamas geflogen wurde, um eine Bond-Szene zu drehen, hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein in der Filmwelt. „Sag niemals nie“: Vielleicht sollte ich das auch über Mr. Bean sagen…
Interview: Gunther Baumann