Sieben Jahre nach "Wilde Maus" kehrt Josef Hader ab 25. 2. mit der Tragikomödie "Andrea lässt sich scheiden" ins Kino zurück. Am Sonntag feiert er damit bei der Berlinale Weltpremiere. Schon am Mittwoch feierte er seinen 62. Geburtstag. Wir haben ihn genau dazwischen zum Interview getroffen.
Alles Gute zum Geburtstag im Nachhinein. Wie haben Sie gefeiert?
Josef Hader: Das ist bei mir immer sehr klein. Das mache ich nur mit ganz engen Menschen. Und bin auch froh wenn er wieder vorbei ist. Dass wieder Ruhe ist.
Dabei gäbe es ja genug zu feiern: es kommt ja diese Woche Ihr neuer Film.
Hader: Ja, das ist tatsächlich seltener als ein Geburtstag (lacht).
Für den neuen Film hat es ja wieder 7 Jahre gedauert
Hader: Ja, ja. Aber ich möchte mich jetzt schon ändern, denn die Zeit wird knapp. Also werde ich die Intervalle ein bisschen verkürzen.
Was kann „Andrea lässt sich scheiden“?
Hader: Mit Wilde Maus habe ich einen Film über seltsame Stadtbewohner gemacht. Jetzt über seltsame Landbewohner. Aber wir sind alle seltsam. In gewisser Weise deformiert von unserer Umgebung. Bei Wilde Maus habe ich eine große Lust gehabt auf diese Bobo Blase und jetzt habe ich mir gedacht, dass ich eigentlich die wichtigsten Jahre meines Lebens, also bis ich 19 war, am Land verbracht habe. Da ich mich oft über inkompetente Filme über die Provinz geärgert habe habe ich es nun selbst probiert.
Und dann auch gleich so skurrile Sachen wie den Kreisverkehr in Unterstinkenbrunn gefunden
Hader: Den habe ich vorher gar nicht gekannt. Ich habe nur die Gegend gekannt, denn das Weinviertel war jetzt nicht ein bevorzugter Urlaubsort für mich. Aber es war die Gegend, wo ich immer durchgekommen bin auf dem Weg nach Berlin. Das hat mich schon immer fasziniert.
Apropos Berlin: die Weltpremiere stieg am Sonntag bei der Berlinale. Mit welchen Erwartungen?
Hader: Das ist wie bei einem Fußballtrainer, der Aufzeichnung von seinem Team anschaut: Du kannst überhaupt nichts mehr machen. Du kannst nur mehr warten was passiert. Aber ich habe immer gute Erfahrung in Berlin gemacht.
Was ist der größte Unterschied zu ihren „Brenner-Filmen“?
Hader: Der Unterschied ist nicht so groß: Wolfgang Murnberger hat bei den Brenner-Filmen mich und Autor Wolf Haas sehr stark eingebunden. Umgekehrt habe ich in meinen beiden Filmen versucht immer alle einzubinden. Das ist auch die einzige Chance!
Sie spielen einen Religionslehrer. Mit Erinnerungen an die eigene Schulzeit?
Hader: Insofern schon, weil dieser Religionslehrer in Film nicht so streng und konservativ ist, sondern diese Atmosphäre wiederspiegeln wie ich sie in den 70er Jahren noch erlebt habe. Beim Schreiben ist schon immer auch der Gedanke dabei, dass das auch eine mögliche Biografie sein könnte. Wenn man im Leben ein paar andere Entscheidungen getroffen hätte.
Bei zusehen fällt man irgendwie auch in ein Zeitloch. Zurück in die 80er oder 90er.
Hader: Darum ist diese Gegend auch von mir herausgesucht worden. Weil dort teilweise wirklich die Zeit stehen geblieben ist. Das sind aber sehr liebenswerte Orte.
Im Film spielen auch Birgit Minichmyar und Thomas Stipsits mit.
Hader: Birgit war mir sofort klar. Beim Thomas habe ich mir gedacht, vielleicht mag er so was Dramatisches gar nicht spielen. Aber er hatte Gefallen daran eine andere Seite von sich zu zeigen.
Was macht mehr Spaß, Kabarett oder Film?
Hader: Kabarett eindeutig, weil es viel entspannter ist. Beim Film bin ich ja eher ein rasch alternder Jung-Regisseur und hatte am Set auch mit viel mehr Stress zu kämpfen. Im Kabarett habe ich eine ganz andere Routine.
Was würde der Kulturjournalist Georg aus „Wilde Maus“ über „Andrea lässt sich scheiden“ schreiben?
Hader: Mir haben immer die Kritiker, egal ob positiv oder negativ, imponiert, die das in sehr genauen Beobachtungen ausgedrückt haben. Es gab einst eine Kritik in der „Süddeutschen“, wo der ganz genau beobachtet hat, was mir noch fehlt. Das war ganz schmerzhaft, weil man sich denkt: Der hat Recht. Aber das war die beste Kritk meines Lebens. Weil ich dann meinen Stil verändert habe. Ich habe zwar zuerst eine Woche lange Mangenschmerzen gehabt, mich dann aber auch bedankt
Das österreichische Kino ist stark wie nie
Hader: Super! Das Kino, wie auch die Literatur, ist seit vielen Jahren bedeutender als das Land groß ist. Das hängt auch daran, dass wir uns die „Gurken-Filme“, die kalkuliert Geld machen wollen, einfach ersparen.
Wie sieht es mit einem neuen Kabarett-Programm aus?
Hader: Zurzeit passt das Programm "Hader On Ice" leider noch sehr gut in die Zeit, aber ich denke, dass ich mich in zwei Jahren wieder hinsetze. Das ist die schönste Arbeit, wenn man noch ganz wenig weiß und die Ideen sprießen lässt.
In den Filmen geht's um Stadt und Land. Was kommt als nächstes? Fluß?
Hader: Das weiß ich noch nicht. Vorher kommt sicher das neue Kabarett-Programm, weil ich tatsächlich schlecht im Parallel-Arbeiten bin. Da muss zuerst das eine Projekt abgeschlossen sein.
Was spornt sie noch an?
Hader: Das Schreiben! Dass ich eine vage Idee umsetzen kann. Das ist so eine spannende Arbeit.
Zurück zum Film: Da tauschen Sie Ihr Auto gegen eine Kaffeemaschine.
Hader: Ich glaube, das ist ein guter Tausch. Für bestimmte Menschen ist das sogar lebensrettend!
ÖSTERREICH-Reporter Thomas Zeidler-Künz beim Interview mit Josef Hader