Klitschko

Kitschige Doku über zwei Box-Legenden

Teilen

Regisseur Dehnhardt setzt boxenden Brüdern in Dokumentation ein Denkmal.

Die Boxsportler Vitali und Wladimir Klitschko sind einem größeren Publikum vor allem durch ihre sportlichen Leistungen bekanntgeworden. Doch darauf lassen sie sich längst nicht reduzieren: Neben dem Engagement für die UNESCO und Vitalis politischem Einsatz in Kiew standen sie auch schon häufiger vor der Kamera. Ob in Til Schweigers "Keinohrhasen" oder für die Anpreisung bekannter Milchprodukte. Mit der Dokumentation "Klitschko" von Sebastian Dehnhardt vervollständigt sich das intellektuelle Vermächtnis der schweren Brüder. Ab Freitag, 17.6., im Kino.



Kampfsportfilme wecken Leidenschaft
So zeigt die Dokumentation das Leben der beiden Ausnahmetalente: Geboren wurden die Profiboxer in Zentralasien. Der Vater, ein Kommandierender im Sowjetmilitär, wird oft versetzt und so bleibt den Brüdern jedes Mal nicht viel Zeit sich heimisch zu fühlen. Doch unter der strengen Hand der Eltern wachsen sie zu pflichtbewussten und loyalen Jugendlichen heran, die ausgerechnet durch den Einfluss westlicher Kampfsportfilme schnell eine Leidenschaft für Karate und später dann das Boxen entwickeln. Der Start für eine steile Karriere.



Weggefährten und Kontrahenten
Regisseur Dehnhardt präsentiert in seinem Werk die bedeutendsten Stationen im Leben der beiden Ukrainer und lässt diese nicht nur durch sie selbst, sondern auch durch Weggefährten und Kontrahenten wie Lennox Lewis oder Chris Byrd kommentieren. Er positioniert die zwei Protagonisten dabei zwischen heimatlicher Bodenständigkeit und amerikanischen Höhenflügen und macht deutlich, dass sie niemals vergessen haben, wo sie herkommen.

Klitschkos als Naturgewalten

Doch die Feier des Triumphs soll natürlich im Mittelpunkt stehen. Wie Naturgewalten pflügen die Klitschkos vor der Kamera durch ihre Gegner, messen sich an den Größten der Branche, ohne dass der Film dabei ausspart, dass beide auch schon Titel verloren. Ihr wahres Talent scheint sich in der Fähigkeit zum Comeback zu zeigen und so stehen beide bis zum heutigen Tag an der Spitze des Boxens.

Vater: Tschernobyl-Einsatz
Aber die Dokumentation schlägt auch ernstere Töne an. Nicht nur die ärmlichen Verhältnisse der Familie Klitschko werden erwähnt, traurige Aktualität erhält vor allem die Episode des väterlichen Einsatzes in Tschernobyl und dessen Spätfolgen.

Gar Überschwänglich
Am Ende muss man sich dennoch fragen: Gibt es über diese Zwei überhaupt etwas Negatives zu sagen? Tatsächlich scheint Dehnhardt da wenig eingefallen zu sein. Für den deutschen Regisseur und Autor ist es der erste Kinofilm, machte er bisher vor allem ZDF-Dokumentationen wie "Das Drama von Dresden" und ging beim Infotainment-Übervater Guido Knopp in die Lehre.

Kitschig
Und was man unumwunden feststellen muss, ist, dass dies in jeder Pore des Filmes steckt. Ganz und gar überschwänglich schildert er eine durchaus faszinierende Geschichte und trifft dabei zielsicher jedes Klischee, das sich dem Repertoire eines Regisseurs bietet. Nicht nur, dass er es sich nicht nehmen lässt, den halben Film mit kitschig daherwiegender Piano-Musik zu unterlegen, er macht nicht mal davor halt, die Klitschkos zum Ende der Sonne entgegenschlendern zu lassen. Mit dem dem Boxgenre ganz eigenen Pathos zelebriert er jede einzelne Minute wie einen lebenslangen Siegeszug.

Was hätte der Film nicht alles sein können, hätten sich seine Macher dazu entschieden, ihn unter der Maxime der Ausgewogenheit zu drehen. Am Ende aber bleibt der Eindruck, dass diese zwei Schwergewichtsboxer wirklich nicht den Hauch eines Kratzers in ihrer tadellosen Biografie aufweisen. Dehnhardt degradiert sich so selbst zum Haus- und Hofschreiber des Markennamens Klitschko und verliert dabei aus dem Blick, wozu sein Film tatsächlich einen Beitrag hätte leisten können: Ein reales Bild zweier Weltmeister zu zeigen.

"Klitschko" (D 2011, 110 min), Regie: Sebastian Dehnhardt
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten