Bildgewaltiges Fantastik-Epos
Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
27.12.2012Lee erzählt Geschichte eines Buben, der 277 Tage auf offenem Meer überlebt.
Was könnte schlimmer sein, als bei einem Schiffsunglück seine gesamte Familie zu verlieren und als einziger Überlebender in einem Rettungsboot auf dem offenen Pazifik zu treiben? Dieses Rettungsboot auch noch mit einem verletzten Zebra, einem Orang-Utan, einer Hyäne und nicht zuletzt einem ausgewachsenen bengalischen Tiger namens Richard Parker zu teilen. Das geschieht Pi Patel (Suraj Sharma), dem Sohn eines indischen Zoobesitzers, als der Transportfrachter, der Pi und seine Familie nach Kanada bringen sollte, kentert und ist Ausgangsszenario von Ang Lees fantastisch-bildgewaltiger Romanverfilmung "Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger". Der Film startete am 26. Dezember in den österreichischen Kinos.
Hier der Trailer zum Film
Vom beschaulichen Leben zum großen Abenteuer
Piscine Molitor Patel, kurz Pi, führt als neugieriger Bub mit seiner Familie eigentlich ein recht beschauliches Leben im indischen Pondicherry. Sein Vater ist Zoobesitzer, sein Onkel bringt ihm das Schwimmen bei, und als er erst einmal seine peinlichen Spitznamen in "Pi" ändern kann, hat er auch Zeit für Gott, Religion und die erste Liebe gleichermaßen. Als der Vater jedoch beschließt, seine Tiere zu verkaufen und die Familie nach Kanada zu verschiffen, bricht Pis Leben zusammen. Wenig später findet er sich auf einem japanischen Frachter auf dem Weg über den Pazifik wieder - wo das Schiff in einen schweren Sturm gerät und sinkt.
Pi im Rettungsboot mit Tiger
Pi schafft es gerade noch auf ein rund acht Meter langes Rettungsboot - wo sich im Laufe des Unwetters auch mehrere Zootiere, darunter der Tiger Richard Parker, einfinden. Diese ungewöhnliche Kombination kann nicht lange gut gehen, Pi muss mitansehen, wie sich die Tiere gegenseitig umbringen - bis es am Ende nur noch Richard Parker und ihn selbst gibt. Kurz entschlossen rettet sich der Teenager samt einer Basisversorgung auf ein selbst gebasteltes Beifloß, gerade rechtzeitig bevor Richard Parker wieder hungrig wird. Um zu überleben beschließt Pi, die Raubkatze mit Fischen und Pfeife abzurichten und tatsächlich treiben Tiger und Schiffbrüchiger nach einigen Rückschlägen fast friedlich (wenn auch ständig hungrig, durstig und übellaunig) über das offene Meer und halten sich gegenseitig am Leben. Bloß Rettung ist keine in Sicht, stattdessen treffen sie auf Fliegende Fische, Wale und eine von Tausenden Erdmännchen bewohnte Insel mit fleischfressenden Algen.
Erfolgsroman galt unverfilmbar
"Life of Pi", der Erfolgsroman des kanadischen Autors Yann Martel, galt lange Zeit als unverfilmbar - 277 Tage auf dem offenen Meer, mit viel innerem Monolog und einem Tiger im Gepäck stellten Drehbuch und Darsteller vor einige Herausforderungen - bis sich Erfolgsregisseur Ang Lee der Geschichte des indischen Buben annahm. Wo man in 127 Minuten Film Langeweile erwarten könnte, füllt Lee Martels Roman mit fantastisch schönen Bildern und bunten Spezialeffekten, die die Grenze zwischen Traumvision und Wirklichkeit verwischen. Wenn das Meer türkis glüht und Fischschwärme durch die Wogen gleiten, versinkt man mit Pi in den unendlichen Weiten. Hier macht auch 3D Sinn. Genauso beeindruckend ist aber auch, wie der Schiffbrüchige auf seinem selbst gebastelten Floß um das tägliche Überleben zwischen Gluthitze und knurrendem Magen ringt und seinen Platz auf dem Boot zurückerobert, wo ein Tiger abwechselnd seekrank vor sich hin röchelt und Todesdrohungen ausstößt. In der märchenhaften Bildsprache des Films stört auch die voll animierte Raubkatze nicht.
Schluss ist fragwürdig
In liebevoller Überzeichnung, die das fiktionale Element des Erzählens betont, werden auch Pis Kindheit und Jugend in Indien sowie seine Begegnungen mit Religion aufgearbeitet. All diese Andeutungen und Details helfen später, die eigene Wahrheit in Pis abenteuerlicher Geschichte zwischen Fakt und Fiktion zu finden. Autor Martel (Rafe Spall) selbst tritt, ebenso wie in der Buchvorlage, in der Rahmenhandlung auf, wenn er den inzwischen erwachsenen Pi (Irrfan Khan) besucht, um sich seine Geschichte erzählen zu lassen. Ein wenig schade nur, dass er zum Abschluss eine Interpretation der Ereignisse für die Kinobesucher liefern muss, die der Roman bewusst offen hält.
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