Kranke Rois freut sich per Mail: "Ich bin wohl ein rechter Glückspilz!"
Das Roadmovie "Vincent will Meer" ist am Freitag, 8.4., Abend bei der Verleihung des 61. Deutschen Filmpreises zum besten deutschen Film gekürt worden. Doch nicht nur die Goldene Lola ging an die Tragikomödie: Hauptdarsteller Florian David Fitz nahm außerdem überglücklich den Preis als bester Schauspieler entgegen. Er spielt in Ralf Huettners Film einen am Tourette-Syndrom leidenden Jugendlichen. Die Österreicherin Sophie Rois wurde als beste Schauspielerin geehrt
Poll
Gleich vier Preise räumte Chris Kraus' Historienfilm "Poll" ab. Tom Tykwers Liebesdrama "Drei" wurde mit drei Trophäen bedacht. "Leute, das war so eine lange Reise, als ich dieses Drehbuch geschrieben habe", rief Fitz ("Doctor's Diary"), von dem auch das Skript für "Vincent will Meer" stammt.
Glückspilz
Die Gewinnerin der Lola für die beste Schauspielerin konnte wegen Krankheit nicht bei der Gala im Berliner Friedrichstadtpalast dabei sein. Sophie Rois wurde für ihre Rolle einer Frau zwischen zwei Männern in Tykwers "Drei" ausgezeichnet. In einer von ihrem Filmpartner Devid Striesow verlesenen Mail schrieb sie: "Ich bin wohl ein rechter Glückspilz!". Mit "Drei" sei ein Stück "sophisticated entertainment" gelungen.
Auch kommerziell erfolgreich
Der Siegerfilm "Vincent will Meer" ist auch an den Kinokassen ein Renner: Mehr als eine Million Menschen haben in Deutschland den Film bereits gesehen - er ist die gelungene Gratwanderung zwischen der tragischen Geschichte von drei schwer therapiebedürftigen jungen Menschen und den vielen komischen Momenten, die ihr Aufbruch vom Rand der Gesellschaft mit sich bringt. Mit ihrer Entscheidung folgte die Deutsche Filmakademie dem Geschmack des Publikums - die weiteren Preise wurde dagegen eher nach dem berüchtigten Gießkannenprinzip vergeben.
Für ihre Einwandererkomödie "Almanya - Willkommen in Deutschland" gewannen die Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli die Silberne Lola in der Kategorie bester Film und den Drehbuch-Preis. "Wir sind wirklich platt", meinten sie staunend. Die Bronzene Lola ging an Andres Veiel für sein RAF-Drama "Wer wenn nicht wir".
Sehr zufrieden war Richy Müller mit seiner Nebendarsteller-Lola für seine Rolle in "Poll". Er bekannte: "33 Jahre hat es gedauert, dass ich einen Preis kriege." Weitere Lolas gab es für Kamera, Szenenbild und Kostümbild von "Poll" - einem kurz vor dem Ersten Weltkrieg im Baltikum spielenden Liebesdrama um die Schriftstellerin Oda Schaefer. Beste Nebendarstellerin wurde Beatriz Spelzini für "Das Lied in mir" von Florian Cossen. "Das ist für mich eine unvergessliche Nacht!", rief die Argentinierin.
Tykwers mit sechs Nominierungen als Favorit gestartetes Beziehungsdrama "Drei" ging im Rennen um den besten Film leer aus, heimste aber dennoch drei Preise ein: Neben Rois als bester Schauspielerin bekam Tykwer den Preis als bester Regisseur, eine weitere Auszeichnung gab es für den Schnitt des Films.
Den Preis für den besten Dokumentarfilm konnte Wim Wenders für seinen spektakulären 3D-Tanzfilm "Pina" mit nach Hause nehmen. "Das größte Geschenk war, dass Pina Bausch mir für so lange Jahre vertraut hat, dass wir gemeinsam eine Sprache finden würden für ihre Kunst", sagte Wenders in Erinnerung an die verstorbene Choreographin.
Den Ehrenpreis für sein Lebenswerk nahm der gerührte Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase ("Sommer vorm Balkon", "Solo Sunny") entgegen. "Ich bin nicht nur erfreut, sondern auch ermutigt - und das braucht man in jedem Alter", sagte der 80-Jährige. Ausdauernd über sich selbst plaudernd führte die in wahlweise silbern oder golden schimmernde, hautenge Pailletten-Kleider gehüllte Barbara Schöneberger durch die Gala. Doch es gab auch nachdenkliche Momente. Viele Filmemacher erinnerten an den Anfang des Jahres überraschend gestorbenen Produzenten Bernd Eichinger, dessen Witwe Katja und Tochter Nina im Publikum saßen.
Bernd-Eichinger-Preis
"Ich denke, während ich hier spreche, sehr stark an Bernd, weil er auch so eine Art Heimat war", meinte Tom Tykwer. Katja und Nina Eichinger stifteten den Bernd-Eichinger-Preis, der künftig alle drei Jahre an Filmemacher verliehen wird, die im Sinne von Eichinger Filme als passionierte und kreative Teamarbeit drehen.