Filmfestspiele in Cannes: Mick Jagger zeigte Dokufilm 'Stones in Exile'.
Ein Nebenschauplatz in Cannes wurde am 19.5. zur Hauptattraktion. Die Filmfans verneigten sich vor einem Rocker: Ekstatischer Beifall für Mick Jagger, als der Ober-Stone in den Keller-Kinosaal des Palais Stéphanie hinabstieg. Dort hatte die Doku Stones In Exile Premiere. Thema des Films: Jene Periode im Jahr 1971, als die von Pleite-Ängsten geplagten Rolling Stones vor der britischen Steuer nach Südfrankreich flüchteten und dort mit der Aufnahme zu ihrem Album Exile On Main Street begannen.
Lebensgefühl
Dass der Film, als DVD erhältlich ab 11. Juni,
fast zeitgleich mit der Wiederauflage von Exile On Main Street
erscheint, ist natürlich kein Zufall. Mick Jagger in Cannes: „Ich hatte die
Idee zur Doku, weil mir der Gedanke reizvoll erschien, den Fans außer den
Songs auch Bilder über die Band und das Lebensgefühl der damaligen Zeit zu
zeigen.“ Nachsatz: „Wir waren Anfang der Siebziger eine sehr
erfolgreiche Band. Doch wir hatten Verträge, die uns nur geringe Tantiemen
aus unseren Songs einräumten. Außerdem musste man in England bis zu 93
Prozent Steuern zahlen. Deshalb wollten wir weg.“
Starker Einsatz von Talent, Alkohol und Drogen
US-Regisseur
Stephen Kijak (O-Ton: „als Exile On Main Street erschien, war
ich ein Jahr alt“) durfte einen Blick in den „Tresor“ der Rolling Stones
werfen. Dort fand er mehr als 30 unveröffentlichte Filmrollen aus jener
Zeit, dazu eine große Menge Fotos und zusätzliche Schnipsel bewegter Bilder,
die oft wie Amateuraufnahmen mit der Super-8-Kamera wirken.
Film wie "Familienalbum"
Kijak schnitt das Material zu
einer tempogeladenen Collage zusammen, in der einmal die Bilder und dann
wieder die Songs dominieren. Man erlebt die jungen Stones, die mit Frauen,
Kindern, zusätzlichen Musikern und Technikern „wie ein eigener Stamm“ an der
Côte d’Azur residierten. Unter starkem Einsatz von Talent, Alkohol und auch
Drogen bastelte die Band im Keller von Keith Richards Villa an den
Exile-Songs. Jagger nach der Premiere: „Für mich wirkt der Film so, als
würde ich in einem alten Familienalbum blättern. Es war eine tolle Zeit –
aber sie ist vorbei.“