Entführungs-Drama: Medienansturm bei Start des Aufreger-Films in Wiener Kino.
Heute feiert der Natascha-Film in Wien Weltpremiere. Das Entführungsopfer stellt sich mutig dem weltweiten Medienansturm.
Roter Teppich, Blitzlichtgewitter, Hunderte in- und ausländische Reporter, die sie auf jedem Schritt beobachten: Entführungsopfer Natascha Kampusch wird heute bei der Weltpremiere ihrer Biografie 3096 Tage (20 Uhr, Cineplexx-Kino Wienerberg) wie ein Filmstar empfangen. Wenn sie auf der Leinwand ihr eigenes Martyrium ansehen muss, sieht die ganze Welt zu.
Sie gab Drehbuch frei
Der tosende Applaus und tiefe Respekt der vielen Prominenten – wie Regisseurin Sherry Hormann oder der beiden Hauptdarsteller Antonia Campbell-Hughes und Thure Lindhardt – scheinen ihr sicher. Nicht nur, dass die abseits der PR-Maschinerie im Vorfeld des Films eigentlich öffentlichkeitsscheue Natascha sich mit sehr viel Überwindung dem Medienansturm stellt. Für die Produktion von 3096 Tage hat sie nach persönlichen Gesprächen mit dem mittlerweile verstorbenen Autor Bernd Eichinger auch dessen Drehbuch freigegeben – obwohl es etliche intime Szenen
mit Entführer Wolfgang Priklopil enthält, die ein noch abscheulicheres Bild ihrer Gefangenschaft zeichnen, als der Öffentlichkeit bekannt war.
Video: Aufregung um Kampusch-Film "3096 Tage"
Dunkelste Zeit auf Leinwand
Den Film, der am 28. Februar regulär in den Kinos anläuft, hat Natascha schon gesehen. „Ich spürte bei einigen Szenen Beklemmung“, sagte sie zu Bild-Journalist Norbert Körzdorfer. Wie es sich wirklich anfühlt, weiß aber nur sie.
Natascha: "Ich möchte helfen"
Teil 2 des "Bild"-Interviews mit Natascha Kampusch.
Frage: Hatten Sie Angst, als Sie den Film sahen?
Natascha Kampusch: Ich spürte Beklemmung bei einigen Szenen.
Frage: Was macht Sie glücklich?
Kampusch: Mein Zuhause! Wenn ich morgens Ingwer-Tee reibe. Wenn ich im TV How I Met Your Mother schaue. Wenn ich ein historisches Buch lese.
Frage: Sie haben eine Goldschmiede-Lehre angefangen?
Kampusch: Ja – vielleicht mache ich später auch weiter. Ich arbeite gerne mit den Händen.
Frage: Trinken Sie auch mal ein Glas Wein?
Kampusch: Nein! Kein Alkohol! Keine Zigaretten! Keine Drogen! Ich habe einmal mit 16 einen Gewürztraminer probiert, weil meine Familie aus einer Weingegend kommt. Ich wollte meine Wurzeln kosten – es war ekelhaft.
Frage: Was ist Ihr Traumberuf?
Kampusch: Ich möchte Menschen helfen, denen es schlechter geht als mir! Ich möchte etwas machen, das den Menschen nützt.
Interview: Norbert Körzdörfer
Buch des Vaters stört Film-Premiere
Einen Tag nach der Weltpremiere von 3096 Tage kommt Missing, das Buch von Nataschas Vater Ludwig Koch, auf den englischen Markt. Das Buch von Allan Hall enthält hochbrisante Passagen:
Liebe zu Priklopil?
Der Autor thematisiert, ob es zwischen Natascha und Priklopil so etwas wie Liebe gab: Das Mädchen im Keller ist ein Mythos.
Kritik durch Vater
Vater Koch kritisiert Natascha: Sie war nicht ehrlich, wenn sie über das Leben mit Priklopil sprach. Es wird gesagt, dass Hauptermittler Kröll wegen Natascha tot ist.
Spätere Flucht
Hall thematisiert auch: Sie wartete mit ihrer Flucht, bis sie 18 war, weil sie nicht in ein Heim oder zu ihrer Familie zurückwollte.