Selbstfindung im Kino

Drama um das Haus auf Korsika

14.09.2012

Aussteigervisionen vor rauer Landschaft dominieren Ducolots Langfilmregiedebüt.

Zur Vollversion des Artikels
Zur Vollversion des Artikels

"Das Haus auf Korsika" ist einer jener Filme, die im Zuseher das unbestimmte Bedürfnis wecken, den eigenen Alltag zurückzulassen und sich selbst ins Unbekannte zu wagen. Diesen Schritt macht Aushilfskellnerin Christina (Christelle Cornil) im Langfilmregiedebüt von Pierre Ducolot vor. Als sie von ihrer Großmutter ein Haus auf Korsika erbt, lässt sie ihren trist-grauen Alltag in Belgien zurück und macht sich auf in die raue, aber idyllische Berglandschaft der französischen Insel. Der Film läuft ab 14. September in österreichischen Kinos.

Hier der Trailer zum Film

Viel Gegend auf Korsika  
"Au cul de loup" heißt der Film im Original - ein erster kleiner Hinweis auf die Abgeschiedenheit des Orts. "Hier muss man sich nicht fürchten, hier trifft man niemanden Bösen, man trifft einfach nur niemanden", lachen die Männer im Hafen, wo Christinas Fähre anlegt. Die Anreise erweist sich auch tatsächlich als beschwerlich, inklusive liegen gebliebenem Auto und stockdunkler Nacht. Berge und Ziegen prägen das Ortsbild, letztere kommen immerhin mit einem dazugehörigen Schäfer.

Das gemeine Leben am Land  
Vor Ort lernt Christina aber nicht nur das völlig heruntergekommene Haus, sondern auch die ortsansässige Bevölkerung - das Dorf Mausoleo hat immerhin zwölf Einwohner - lieben. Nach und nach erfährt sie auch die Geschichte ihrer Großmutter, die einst als "kleine Ziege" den Käse von den Bergweiden holte. Nur widerwillig kehrt sie, die eigentlich Kunst studiert hat, nach einigen Tagen in ihr Leben in Belgien zurück. Dort erwarten die 30-Jährige marode Familienbeziehungen und jede Menge Unverständnis. Mit "Du spinnst ja" tut auch Christinas Freund ihre Träume von Flucht und Aussteigertum ab. Christina lässt das Haus jedoch nicht los - sobald es Job und Finanzen erlauben, sitzt sie wieder auf der Fähre Richtung Korsika.

Konflikt mit Bürgermeister  

Ohne Strom und fließendes Wasser, dafür mit fast 100.000 Euro Renovierungskosten und dem Bürgermeister konfrontiert, der das Haus am liebsten selbst kaufen würde, steht die 30-Jährige jedoch bald kurz vor der Resignation. Doch da erweist sich das Familiennetz haltbarer als gedacht, und unter einigen Umwegen löst sich parallel mit der Instandsetzung des Hauses nach und nach alles in Wohlgefallen auf.

 Alles nur kein Drama
"Das Haus auf Korsika" ist ein ruhiger Film - ohne Hektik, ohne Drama aber auch ohne jede Spannung. Das Geschehen lässt sich vorausahnen und wird von Ducolot in klaren, realistischen Bildern abgehandelt. Es ist auch ein Fernwehfilm, der sich zeitgenössisch-eskapistischen Visionen nicht nur hingibt, sondern auch deren tatsächliches Gelingen zeigt. Immer wieder schrammt er dabei jedoch zu sehr an der trauten Idylle - spätestens, wenn sich Elternbeziehungen und Bankkonten so leicht flicken lassen wie ein Steinschindeldach, hätte sich der Regisseur vielleicht besser gleich ins Märchenhafte begeben. So bleibt "Ein Haus auf Korsika" eine nette und solide Selbstfindungsgeschichte vor atmosphärischer Landschaft.

(Von Barbara Wakolbinger/APA)

Hier gehts zu den aktuellen Kino-Filmtrailern.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel