Psychopharma-Thriller
Side Effects: Rooney Mara im Pillenwahn
24.04.2013
Soderbergh will sich mit "Side Effects" vom Kino zurückziehen.
Wer einmal zu viel wendet, kann durchaus in einer Sackgasse landen - das gilt fürs Autofahren ebenso wie für Plot-Twists beim Film. Starregisseur Steven Soderbergh ist mit seinem aktuellen - und angeblich letzten - Kinofilm "Side Effects" leider in diese Falle getappt. An sich gelingt dem Filmemacher jedoch ein visuell virtuoser Neo-Film-noir mit einer herausragenden Rooney Mara ("Verblendung") in der Hauptrolle. Ab26. April im Kino.
Hier der Trailer zum Film
Lebensveränderungen sorgen für Depressionen
Der einstige Aktienhändler Martin Taylor (nach "Magic Mike" erneut Channing Tatum in einem Soderbergh-Film) sitzt wegen Insiderhandels im Gefängnis. Seine Entlassung stürzt seine Ehefrau Emily (Rooney Mara) allerdings vollends in Depressionen. Der Psychiater Jonathan Banks (Jude Law) kümmert sich um die Verzweifelte und verschreibt ihr ein neues Medikament, das Emily jedoch schlafwandeln lässt. In einem dieser unbewussten Aussetzer ersticht sie Martin, und Banks muss um seine Reputation als Psychiater kämpfen. Ist er einem Komplott aufgesessen oder wird er paranoid?
Spiel mit der Kamera beeindruckt
Zahlreiche Nahaufnahmen vor pastellfarbenem Hintergrund und dramatische Untersichten dominieren die erste Hälfte des Films, bevor Soderbergh in der Mitte einen harten Bruch setzt, in dessen Folge der Hauptfokus von Emily auf ihren Psychiater wechselt, mit dem Jude Law im gesetzteren Rollenfach angekommen ist. Der Regisseur schafft durchwegs Charaktere und keine Schablonen. Mit der narrativen Fokusverschiebung mutiert auch die Farbskala zur kälteren Tonalität. Die Geschichte nimmt allerdings zunehmend abstrusere Wendungen, denen der Zuschauer nur mehr schleppend folgen möchte.
Der alltägliche Pillenwahnsinn
Der klassische Zoom auf den New Yorker Appartementkomplex zu Beginn des Films wird sich am Ende im Auszoomen von einer psychiatrischen Klinik spiegeln. Damit ist auch die politisch-bewegte Thematik auf den Punkt gebracht, skizziert Soderbergh doch eine Gesellschaft, in welcher der Gebrauch von Pillen alltäglich geworden ist - ein Psychopharmathriller eben. Da gibt die Chefin selbstverständlich Tipps, welches Medikament magenverträglicher ist. Zugleich führt dieser Impetus des Regisseurs zu einigen bemühten Szenen, etwa wenn Ärzte mit den Pharmavertretern allzu plakativ über Bonifikationen reden.
Goodby-Film des Regisseurs
Alles in allem also kein gänzlich rundes Werk, mit dem sich der 50-jährige Soderbergh laut eigener Ankündigung aus dem Kinogeschäft verabschieden möchte. Fürs Fernsehen will er jedoch weiterhin tätig sein. So ist sein für HBO produzierter TV-Film "Behind the Candelabra" mit Michael Douglas und Matt Damon heuer im Wettbewerb von Cannes zu sehen, wird also zumindest dort auf der großen Leinwand zu sehen sein.
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