49. Viennale

Belafonte stellte seine Doku vor

24.10.2011

"Sing Your Song" zu sehen bei ihm gewidmeter Gala im Gartenbaukino.

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© APA/HERBERT P.OCZERET
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"Sing dein Lied und sie wissen, wer du bist", habe ihm Paul Robeson einmal gesagt, erzählt Harry Belafonte auf der Bühne des Wiener Gartenbaukinos . Seine Lieder sind in der ihm gewidmeten Doku "Sing Your Song", die er am Samstagabend im Rahmen einer Viennale-Gala zu seinen Ehren vorstellte, zahlreich zu hören - wer er ist, wurde vom Kino aber bereits vor der Filmvorführung mit Standing Ovations gewürdigt. Sichtlich gerührt ließ sich der 84-Jährige bejubeln und beklatschen, um es dem Publikum dann im Anschluss an den Film bis Mitternacht mit Anekdoten zu danken.

Filmischen Porträt Belafontes
"Dieser Film ist als Information für Studenten gedacht", sagt Belafonte, "weil es mich beunruhigt hat, dass vielen in Amerika, aber auch in anderen Teilen der Welt, all die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts kein Begriff mehr sind." Nicht zuletzt wurde aus dem filmischen Porträt Belafontes ein zeitgeschichtliches Dokument, das den Anfang der Bürgerrechtsbewegung durch Martin Luther King Jr. ebenso einfängt wie den Rassenhass in den USA, dem sich auch der leidenschaftlich politische Aktivist Belafonte ausgesetzt sah. Er habe die Schauspielerei und den Gesang als seine Art von Einfluss verstanden, erzählt er. "Als die ganze Welt mein Lied ("Day-O", Anm.) gesungen hat, habe ich die Kraft dahinter entdeckt. Die große Frage für mich war: Was macht man mit dieser Macht, dieser Plattform."

Klatschen
Im bis auf den letzten Platz gefüllten Gartenbaukino wurde zwar nicht zu "Day-O" mitgesungen, dafür während des Abspanns dazu im Rhythmus mitgeklatscht. Und Belafonte saß die ganze Zeit mit im Kinosaal, wie er nachher auf der Bühne erzählte. "Ich habe den Film schon sehr, sehr oft gesehen", sagt er, "aber ich erlebe gerne die Energie im Saal und warte die Momente von Humor und Tragik ab, um zu sehen, ob die Leute sie erkennen." Das Wiener Publikum habe möglicherweise "nicht alles, aber das meiste verstanden". Ihn selbst berühre das Gesehene immer wieder aufs Neue. "Es ist eine Sache, in der Geschichte zu sein, aber eine andere, sich hinzusetzen und sich all diese Momente, von denen man einige schon fast vergessen hatte, wieder in Erinnerung zu rufen."

Geschichtenerzähler
Beinahe eine ganze Stunde lang nahm sich der trotz später Stunde vitale Belafonte Zeit - nicht aber, um Fragen des Publikums zu beantworten, wie er ursprünglich angekündigt hatte. Der Mann ist ein Geschichtenerzähler, schweift gerne aus - um dann überraschend nach einer mindestens zehnminütigen Ausführung eine passende Antwort auf die ursprüngliche Frage zu liefern. "Sie haben 26 meiner 24 vorbereiteten Fragen bereits beantwortet", merkte APA-Chefredakteur und Co-Moderator Michael Lang an - und das nach gerade einmal zwei von Viennale-Direktor Hans Hurch gestellten Fragen. Belafonte hat eben viel zu erzählen und dankt mehrfach seinem "langen Leben", dass er das tun kann. "Mit jungen Menschen zusammen zu sein, gibt mir Kraft", sagt er. Sie seien es, die die Welt verändern können. "Ich war ja auch jung, als ich damit angefangen habe."
 

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