Unerbitterlich böse
Sleep Tight: Horror-Schocker aus Spanien
13.09.2012
Der Psychothriller vom Feinsten von Balaguero startet diese Woche.
Spanische Filme sind nicht selten von eindrücklicher Konsequenz. Im Falle des Psychothrillers "Sleep Tight" von Jaume Balaguero ("[Rec]") bedeutet dies: unerbittlich und bitterböse - für Fans des düsteren Genres ein Glanzlicht und ab 14. September in den österreichischen Kinos zu sehen.
Hier der Trailer zum Film
Sichsalsträchtige Figur
Der Titel (im Original: "Mientras duermes" - schlafe tief) bezieht sich auf das Schicksal einer der Figuren. Die Auswirkung des Films auf die Zuschauerinnen und Zuschauer dürfte gegenteiliger Art sein; in Balagueros Streifen werden einige der schlimmsten Albträume Wirklichkeit. Hauptfigur ist der Hauswart Cesar (gespielt vom mehrfach preisgekrönten Schauspieler Luis Tosar), der sich vermeintlich freundlich bis unterwürfig um "seine" Mieter kümmert. Die Fassade täuscht, wie rasch klar wird: Cesar leidet schwer am Leben. Außerdem wird er von einigen Bewohnern des stattlichen Barceloner Hauses, für das er zuständig ist, wie ein Sklave behandelt. Das könnte Mitleid wecken, wenn der traurige Hauswart nicht seine primäre Aufgabe darin sähe, all seine Mitmenschen ebenso unglücklich zu machen, wie er selbst es ist.
Lebensfreude als Alptraum
Dass die Menschen um ihn herum lebensfroh sein könnten, ist sein Albtraum. Bei einigen hat er leichtes Spiel, sind sie doch bereits dauernd am nörgeln. Etwas schwieriger gestaltet sich die Aufgabe bei der süßlichen Hundenärrin Veronica (Petra Martinez). Als wahre Herausforderung jedoch empfindet Cesar die attraktive junge Clara (Marta Etura, in der Realität Luis Tosars Partnerin), die unverschämt fröhlich und erfolgreich durch ihr Leben tanzt. Dass sie mit dem Hauswart einen höflichen, gar freundschaftlichen Umgang pflegt, scheint dessen Zorn nur zu steigern. In den Nächten verstreckt er sich unter Claras Bett, schickt sie mittels Chemie in einen tiefen Schlaf und fällt dann über sie her. Tagsüber denkt er sich laufend neue Gemeinheiten aus, um die glücksverwöhnte Frau zu schädigen und platziert etwa kleine Portionen Gift in ihren Kosmetikprodukten.
Inszenierte Kakerlakenplage
Eine erste nachhaltige Erschütterung von Claras Zufriedenheit gelingt Cesar mit einer Kakerlakenplage in deren Wohnung. Um dem ganzen Schlamassel Herr zu werden, wendet sich die Mieterin natürlich vertrauensvoll an den hilfsbereiten Hauswart. Als einzige, die sich Cesar auf seinem Vernichtungsfeldzug in den Weg stellt, erweist sich die kleine Ursula (Iris Almeida), die mit ihrer Familie in dem Haus wohnt. Das durchtriebene Mädchen merkt schnell, dass mit dem Hauswart etwas nicht stimmt - was sie nicht daran hindert, sich auf zwielichtige Geschäfte mit ihm einzulassen. Wenig Hilfe erhält die zunehmend verzweifelte Clara von ihrem Verlobten, der sich viel zu spät erst ins Geschehen einschaltet. Cesar holt zur Schlussoffensive aus, in der es erst blutig wird und anschließend, als er seine Stelle längst verloren hat und Clara sich wieder glücklich wähnt, abgrundtief böse.
Fazit
"Sleep Tight" ist ein Psychothriller der Spitzenklasse. Den größten Horror verbreitet er bisweilen in stillen Szenen: Wenn etwa Cesars bettlägeriger und stummer Mutter schlagartig klar wird, auf welche Weise ihr Sohn um die Mieterschaft besorgt ist.
(Von Serge Kuhn/sda)
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