Haus am Ring
Staatsballett begeistert mit "Manon"
09.01.2013
Yakovleva und Vogel brillieren als tragisches Liebespaar in der Oper.
Ein Ballett, das keine Wünsche offen lässt, feierte Dienstagabend (8. Jänner) seine Wiederaufnahme an der Wiener Staatsoper. Die tragische Geschichte einer jungen Liebe erzählt das dreiaktige Handlungsballett "Manon" des britischen Tanzdramatikers Kenneth MacMillan, das 1974 beim Royal Ballet in Paris uraufgeführt und 1993 erstmals in Wien getanzt wurde. Auf Bestreben von Ballettdirektor Manuel Legris hat das Meisterwerk seinen Weg zurück auf die Staatsopernbühne gefunden - und auf dem Weg nichts an Dramatik verloren.
Unschuldige Liebe
Zwischen der unschuldigen Liebe zum jungen Studenten Des Grieux und dem Streben nach Reichtum in Form des Monsieur G.M. fühlt sich die 16-jährige Manon hin- und hergerissen. Entscheidet sie sich auf Drängen ihres Bruders Lescaut erst für den reichen Alten und taucht in die schillernde Welt der gehobenen Gesellschaft ein, flüchtet sie sich schon bald zurück in die Arme ihres Liebsten. Doch der Plan, mit geschenktem Schmuck und ergaunertem Geld gemeinsam zu fliehen, misslingt: G.M. lässt Manon als Prostituierte verhaften, und die junge Schöne stirbt nach ihrer Flucht mit Des Grieux aus der amerikanischen Strafkolonie von Elend und Erschöpfung gezeichnet in dessen Armen.
Tragische Love-Story
Zu Kompositionen von Jules Massenet, aber ohne Musik aus dessen beiden "Manon"-Opern herzunehmen, haben MacMillan und sein musikalischer Arrangeur Leighton Lucas getreu nach dem Vorbild der 1731 erschienenen "Histoire du chevalier des Grieux et de Manon Lescaut" von Prévost eine rein durch Bewegungen erzählte, tragische Liebesgeschichte zwischen Leidenschaft, Gier und moralischer Entgleisung geschaffen. Den Erlebnissen des Liebespaares stellten sie eine weitere Handlungsebene bei, die das Publikum in die französische Gesellschaft des 18. Jahrhunderts einführt und den Kontrast von Arm und Reich bewusst macht.
Neben Musik, beeindruckte auch Bühnenbild
Neben der dramatischen Musik von Massenet (Dirigent: Ermanno Florio) wird dies vor allem beeindruckend durch die von Peter Farmer erdachten Vielfalt an Bühnenbildern und Kostümen unterstützt: Reges Treiben herrscht vor dem einem Dorfplatz nachempfundenem Kulisse und im opulenten Ballsaal; dezent gestaltet sind jene Szenerien wie Des Grieux' Schlafzimmer oder dem Raum des Aufsehers in der Strafkolonie, in denen sich das Schicksal der jungen Liebenden zum Schlimmsten wendet. Verspielt und provokant tanzen Mitglieder des Corps de ballet die in Lumpen gehüllten Bettler, elegant und mit stolz geschwellter Brust die feinen, zu verheirateten jungen Mädchen und ihre Verehrer.
Hautakteuer brillierten
Als Liebespaar brillieren die in St. Petersburg geborene Maria Yakovleva, Erste Solotänzerin des Wiener Staatsballetts, und der Stuttgarter Friedemann Vogel, der als Des Grieux als Gastsolist sein Debüt an der Wiener Staatsoper gibt. In vier vom Publikum umjubelten Pas de deux, die die Entwicklung der Liebe von der ersten Annäherung zum tragischen Ende aufzeigen, verschmelzen die beiden Tänzer geradezu. Ist ihr Zusammenspiel in Hebefiguren und federleichten Bewegungen erst schüchtern und verspielt, wird ihr Tanz bald in umschlungenen Drehungen enger und sinnlicher und schließlich durch die Last ihres Schicksals schwer und dramatisch.
Kirill Kourlaev verzauberte
Den zarten, schmächtigen Liebenden weiß nur Kirill Kourlaev als lebenslustiger Lescaux mit Ausdrucksstärke und markantem Solo die Show zu stehlen, macht dieser doch auch "betrunken" im Balztanz mit seiner Geliebten eine gute (Ballett-)Figur. Auch im Zusammenspiel mit Yakovleva und Kamil Pavelka sorgt Kourlaev für einen Höhepunkt des Abends, wenn Lescaux in einem amüsanten Dreier-Tanz seine kleine Schwester dem reichen Monsieur G.M. wechselnd anbietet und wieder entreißt. Einen starken, wenn auch kurzen Auftritt hat Gabor Oberegger als erbarmungsloser Aufseher; als Lescauts nicht zu erschütternde Geliebte überzeugt Ketevan Papava.
Langanhaltender Beifall zum Schluss
Für die fesselnde Darbietung großer Emotionen werden schließlich sämtliche Tänzer, allen voran Yakovleva und Vogel, nach einem stimmigen, trotz beinahe drei Stunden kurzweiligen Ballettabend vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus bedacht.
(Von Angelika Prawda/APA)
Info
"Manon" wird noch mit Maria Yakovleva, Friedemann Vogel, Kirill Kourlaev und Kamil Pavelka am 11., 18. und 25. Jänner sowie am 2. und 9. Februar im Haus am Ring zu sehen sein. Weitere Informationen sowie Tickets erhalten Sie unter www.staatsoper.at.