84. Academy Awards
The Artist & Co.: Oscars für Kino- Flops
27.02.2012Oscar-Abräumer floppte an Kinokassen: "The Artist" hat erst 30.000 Fans.
Je fünf Preise für „The Artist“ und „Hugo Cabret“: Die Oscar-Sieger 2012 bieten großes Kino – sind aber keine Publikums-Hits.
VIDEO: Das war die Nacht der Oscars
Beim zahlenden Publikum rangieren die großen Sieger der Oscar-Nacht unter ferner liefen. Erst 30.515 Österreicher wollten bisher den Stummfilm The Artist sehen. Nur 37.547 Tickets wurden hierzulande bis Sonntag für Martin Scorseses märchenhafte 3-D-Produktion Hugo Cabret verkauft.
Doch die Verleiher dürfen damit rechnen, dass die Oscars jetzt eine Turbo-Wirkung an den Kassen entfachen. Und obendrein wird bei den Academy Awards ja nicht der kommerzielle Hit des Jahres gewählt (sonst hätte Harry Potter 8 gewonnen), sondern die Kinokunst. Und in dieser Hinsicht haben die zwei Siegerfilme viel zu bieten.
Sieger
Das Titelrennen zwischen The Artist und Hugo Cabret endete zwar mit einem 5:5-Unentschieden, das französische Artist-Team darf sich aber als Sieger fühlen, weil es in den Königskategorien
(Film des Jahres, Regie, Hauptdarsteller) gewann.
Dementsprechend sonnig war die Laune der Franzosen. „Ich liebe Ihr Land!“, rief Jean Dujardin in den Saal, der in der Hauptdarsteller-Kategorie George Clooney und Brad Pitt hinter sich ließ. Sein Englisch sei sehr schlecht, meinte er dann. Ergo: „Ich würde gern einen neuen Stummfilm in Amerika drehen!“
Pleite-Theater
Der Schauplatz der Oscar-Gala trug einen neuen Namen. Das Kodak Theatre in Los Angeles wurde wegen der Insolvenz des Filmherstellers auf Hollywood & Highland Center umbenannt – oder auf „Pleite-Theater“, wie Moderator Billy Crystal witzelte.
Die doppeldeutigste Dankesrede kam von Octavia Spencer (Oscar als beste Nebendarstellerin in The Help), die sich freute, mit „dem heißesten Mann im ganzen Saal zusammengesteckt“ worden zu sein.
Streep
Die berührendsten Worte fand Meryl Streep: „Alles, was mir in meinem Leben am wichtigsten ist, hast du mir geschenkt“, sagte sie zu ihrem Mann, dem Künstler Don Gummer.
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"Artist"-Sieger dankte Wiener
Die Überraschung ist komplett. Der Stummfilm „The Artist“ stach alle Stars aus und holte den Oscar für den besten Film des Jahres.
"Ich bin jetzt der glücklichste Regisseur von der Welt“, stammelte The Artist-Macher Michel Hazanavicius in der Oscar-Nacht. Dann verneigte er sich vor einem Filmpionier aus Wien: „Ein Dank an Billy Wilder. Und an Billy Wilder. Und an Billy Wilder.“
Ganz wichtig für den Oscar-Triumphzug ist aber auch ein anderer Mann: Harvey Weinstein. Der Produzent, der einst das Miramax-Studio aufbaute, hat ein goldenes Händchen für schwierige Filme. Er sorgte mit geschickter Publicity dafür, dass The Artist in den USA zum Arthaus-Hit wurde (31,9 Mio. $ Kino-Umsatz). Und dann zog er wie früher bei Der englische Patient oder Shakespeare in Love die Fäden, um den Oscar-Hype zu entfachen. Mit bekanntem Resultat: fünf Auszeichnungen.
Meryl Streep: Langes Warten belohnt
Meryl Streep musste 29 Jahre lang auf ihren dritten Oscar warten. Zuletzt gewann sie 1983 mit dem Drama „Sophies Entscheidung“.
Die eiserne Lady war ganz aufgelöst und wollte erst einmal einen Whisky. „Man hört seinen Namen und sieht weißes Licht und ist so aufgeregt, als wäre man wieder ein Kind“, verriet Meryl Streep den Reportern hinter der Oscar-Bühne.
Dank ihrer phänomenalen Leistung als Margaret Thatcher in Die eiserne Lady (ab Freitag in Österreichs Kinos) war Streep klare Favoritin – und sie hat den Oscar hochverdient auch gewonnen. Dennoch schritt sie aufgeregt zur Gala, hält sie doch einen ungewöhnlichen Oscar-Rekord: Schon 17-mal wurde sie für einen Academy Award nominiert, doch am Sonntag war sie erst zum dritten Mal die Siegerin. Mit ihren kommenden Filmen könnte Streep versuchen, Katharine Hepburn einzuholen, die vier Oscars gewann.
Die Verlierer: Clooney und Brad Pitt
„Es ist eine Party für die einen und die Geburt des Blues für die anderen“, sagte Moderator Billy Crystal über die Gefühls-Wechselbäder der Oscar-Nacht. Die großen Verlierer:
- George Clooney: Der Star lieferte als Familienvater in The Descendants eine der besten Leistungen seiner Karriere, unterlag aber dem Franzosen Jean Dujardin (The Artist). Als Regisseur (The Ides of March) war er nicht einmal nominiert worden.
- Brad Pitt: Kein Tag für Brangelina . Pitt ging mit dem Baseball-Drama Moneyball leer aus, Angelina Jolie wurde mit In The Land Of Blood And Honey nicht nominiert.
- Steven Spielberg: Der Hollywood-Mogul zählte mit sechs Nominierungen für Gefährten zu den Top-Startern, gewann aber keinen einzigen Oscar.