Die Doku über "The Lady in Number 6" Alice Herz-Sommer ist für Oscar nominiert.
Die älteste bekannte Überlebende des Holocausts ist im Alter von 110 Jahren gestorben: Alice Herz-Sommer sei Sonntag (23. Februar) früh in London friedlich eingeschlafen, teilte ihre Familie mit. "Sie war eine Inspiration, und unsere Welt wird ohne sie bedeutend ärmer sein", erklärte ihr Enkel Ariel Sommer.
Zwei Jahre im KZ verbracht
Die gebürtige Pragerin hatte während des Zweiten Weltkriegs zwei Jahre im Konzentrationslager Theresienstadt auf dem von Nazi-Deutschland besetzten Gebiet der Tschechoslowakei verbracht und Häftlinge mit ihrer Piano-Musik vom täglichen Grauen um sie herum abgelenkt.
Eine Woche vor Oscar-Gala verstorben
Der Dokumentar-Kurzfilm "The Lady in Number 6" setzte ihr ein Denkmal und hat bei der Oscar-Verleihung am kommenden Sonntag Chancen auf einen Academy Award. In dem 38 Minuten langen Streifen erzählte die mit der Familie des Schriftstellers Franz Kafka befreundete Pianistin aus ihrem Leben, über die Musik und die Kunst, das Lachen auch im Angesicht des Schreckens nicht zu verlernen. "Musik war unsere Nahrung. Durch das Musizieren wurden wir am Leben gehalten", sagte Herz-Sommer. "Ich bin jüdisch, aber Beethoven ist meine Religion."
Tragische Geschichte
Herz-Sommer verlor ihre Mutter und ihren Ehemann im Holocaust, berichtet BBC. Der "Tiefpunkt" in ihrem Leben sei gewesen, als ihre 73-jährige Mutter im Jahr 1942 über Theresienstadt ins Vernichtungslager Treblinka deportiert worden sei, erinnerte sich Herz-Sommer. "Bis heute weiß ich nicht, wo sie war, wann sie gestorben ist, nichts". Ihr Mann Leopold Sommer starb im Konzentrationslager Dachau an Typhus. Das heute in Tschechien liegende KZ Theresienstadt (Terezin) war ursprünglich von den Nationalsozialisten als "Altersghetto" für deutsche Juden gegründet worden. 38.000 Juden starben dort, 88.000 wurden weiter in Vernichtungslager deportiert. Im Mai 1945 wurde das KZ von der Sowjetarmee befreit. Weniger als 20.000 Menschen, darunter Herz-Sommer und ihr im Jahr 2001 verstorbener Sohn Stephan, gelangen damals in Freiheit, berichtet BBC.
Schwere Zeiten
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden in Terezin 3.500 Sudetendeutsche interniert, darunter der frühere SS-Kommandant des dortigen Gestapo-Gefängnisses, Heinrich Jöckel. Über 500 überlebten das Lager nicht, sie starben an den Folgen mangelnder Ernährung und unhygienischer Zustände oder nach der Anwendung von Gewalt durch das Aufsichtspersonal.