Der vielfach ausgezeichnete Drama-Streifen ab jetzt bei uns.
Es gibt wohl keinen Film, der den gegenwärtigen Gemütszustand vieler Amerikaner besser einfängt als "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", die dunkle Komödie von Martin McDonagh. Frances McDormand spielt darin eine wütende Mutter, die Gerechtigkeit für ihre ermordete Tochter sucht. Am Freitag, 26.1. startete der bei den Golden Globes
vierfach ausgezeichnete Film in den heimischen Kinos.
Wut
In den Vereinigten Staaten ist man wütend. Wütend auf die Polizei, wütend auf Zivilisten, und wütend auf die Regierung. Die politische Lage ist schief, unschuldige Menschen werden auf der Straße erschossen, zwischen Farbigen und Weißen liegt ein existenzieller Graben, und das Land wird von Naturkatastrophen zerstört. Niemand spiegelt diese Wut so wahrhaftig wider wie Frances McDormand als Mildred Hayes, eine Mutter, deren Tochter im Teenageralter vergewaltigt und verbrannt wurde. Mehr als ein halbes Jahr später gibt es immer noch keine Spur vom Täter. Ihre glühende Wut hat Mildred verschlungen, und sie ist bereit, der Welt einen Teil davon zurückzugeben.
Botschaft
Die lokale Polizei ist mehr damit beschäftigt "schwarze Zivilisten zu misshandeln" als ihre Arbeit zu machen - wie Mildred es ausdrückt. Also beschließt sie, die drei titelgebenden Werbeflächen auf einer Landstraße zu mieten und ihre eigene Botschaft an die Südstaatengemeinde zu schicken. Vor blutrotem Hintergrund steht in schwarzen Blockbuchstaben geschrieben: "Vergewaltigt und ermordet." Gefolgt von: "Immer noch keine Festnahmen?" Dann zeigt sie mit dem Finger auf den Polizeichef (Woody Harrelson): "Wie kommt das, Chief Willoughby?" Sie macht sich mit ihrem moralischen Kreuzzug ziemlich unbeliebt und löst einen Dominoeffekt von Tragödien aus. Bald tritt sie Teenagern in den Schritt und baut Molotowcocktails. Auch der örtliche Priester bekommt sein Fett ab, ebenso ein rassistischer Polizist (großartig: Sam Rockwell), der zu dumm ist, die Sinnlosigkeit seiner Gewalt zu durchschauen. Je weniger man über die Handlung weiß, desto besser.
Wechsel
Der irisch-britische Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh war ein Dramatiker, bevor er einen Oscar für seinen Kurzfilm "Six Shooter" gewann. Mit seinen dunklen Komödien "Brügge sehen... und sterben?" (2008) und "Sieben Psychos" (2012) hat er bewiesen, dass er innerhalb einer Szene mühelos zwischen Komödie und Drama wechseln kann. Er hat einen Stil, der von der Virtuosität seines Dialogs, schwarzem Humor und der Dreidimensionalität seiner Figuren getragen wird. Er wird gerne mit den Coen-Brüdern verglichen, aber in McDonaghs Filmen menschelt es sehr. An einer Stelle zankt sich Mildred mit dem Sheriff, da hustet er Blut in ihr Gesicht. Er ist offensichtlich krank und entschuldigt sich sofort. "Ich weiß, Baby", sagt sie und legt ihm die Hand auf die Schulter. Die Menschen hier sind schlecht und gut gleichermaßen. Erwartungen müssen über den Haufen geworfen werden. In gewissem Sinne ist dies das Kunststück von McDonaghs Film, der bei den Filmfestspielen von Venedig und den Globes auch den Preis für das beste Drehbuch erhielt.
Oscar-Favorit
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" erhielt auf dem Toronto Filmfestival auch den begehrten People's Choice Award und wurde bei den Globes als bestes Filmdrama geehrt - und gilt nun als klarer Oscar-Favorit. McDormands Leistung ist genauso imposant wie ihre Oscar-prämierte Arbeit in "Fargo" vor 21 Jahren, ein geistesverwandter Film, den ihr Ehemann Joel Coen mit seinem Bruder Ethan geschrieben hat. Die Rolle der Mildred wurde für sie geschrieben, und sie geht darin auf mit ihrer tiefen Zornesfalte in ihrem trotzig schmucklosen Gesicht. Das gesamte Ensemble, darunter auch Peter Dinklage ("Game of Thrones"), ist hervorragend und die Folkpartitur von Carter Burwell, dem Hauskomponisten der Coen-Brüder, trägt zur Tiefe des Films bei. Es ist keine Geschichte zum Wohlfühlen, aber es gibt einen schrägen Optimismus, der zu der Einsicht führt, dass es hier keine Gewinner gibt. Denn wer auf Rache aus ist, der gräbt immer zwei Gräber.