Filmfestspiele Venedig
Seidl zeigt Film "Im Keller"
29.08.2014
Leidenschaft und Obsession im Dokumentarfilm des Wieners.
Im Dokumentarfilm "Im Keller", der am Freitag beim Filmfestival in Venedig seine Premiere feiert, ergründet Regisseur Ulrich Seidl das Leben von Menschen, die in Kellern ihren Leidenschaften und Obsessionen im Versteckten nachgehen. "Der Keller ist aber keine österreichische, sondern eine universelle Metapher", warnt der Regisseur im Gespräch mit der APA.
Keller als Metapher
"Im Keller", Seidls Rückkehr zum Dokumentarfilm nach seiner festivalgekrönten "Paradies"-Trilogie, skizziert die eigentümliche Beziehung der Österreicher zu ihren Kellern und wird in der offiziellen Auswahl der Filmfestspiele, jedoch außerhalb des Wettbewerbs, präsentiert. Blasmusik und Opernarien, Peitschenschläge und Faschismus, Sadomasochismus und Herrenwitze dominieren in den Kellern der Personen, die Seidl in dokumentaristischer Form mit ihren Perversionen und Abgründen porträtiert.
"Wir alle verbinden den Keller mit Unterbewusstsein, Dunkelheit, Angst, mit etwas Versteckten und mit einem Doppelleben. Missbrauch, Gewalt. Tortur und alle Verbrechen finden im Keller statt und das ist universell. Natürlich zeige ich im Film Österreicher, denn ich lebe in diesem Land. Aber, das, was ich zeige, ist nicht österreichspezifisch. Es betrifft die Sehnsüchte, Abgründe und Obsessionen, die alle Menschen in westlichen Ländern betreffen", meinte Seidl.
Filme sind sehr physisch
"Die Personen, die ich porträtiere, sind authentisch, im Sinne, dass sie keine geschriebene Rolle spielen. Sie sind mit ihren Leidenschaften und Trieben echt, aber es gibt natürlich auch viele fiktionale Elemente, die nicht in der Wirklichkeit stattfinden. Es interessiert mich nicht, nur die Wirklichkeit abzubilden, das ist mir zu wenig", meint Seidl. Er fühle sich nicht als Regisseur mit psychologischem Ansatz. "Ich psychologisiere in meinen Werken nicht. Ich bin im Grunde in meinen Filmen sehr physisch", so der Regisseur.