Marodes Gelände
Venedig: Das Filmfestival als Fiasko
07.09.2010
Premiere des ungewöhnlichen Afghanistan-Thrillers "Essential Killing".
Ein Taliban-Kämpfer wird geschnappt und von der CIA ins winterliche Polen ausgeflogen. Dort kann der Mann abhauen. Ohne Nahrung und ohne zu wissen, wo er ist, beginnt er eine einsame Flucht. Das ist der Plot von Essential Killing. Polens Regie-Altmeister Jerzy Skolimowski hat den Taliban mit Vincent Gallo besetzt, den er wortlos durch die Winterhölle hetzt. Ist er ein Mörder? Ein Freiheitskämpfer? Oder einfach ein Mann, der im Kampf um sein Überleben das Leben anderer nicht schont? Essential Killing bezieht keine Stellung. Regisseur Skolimowski: "Mein Film ist kein Kommentar über Amerika oder Afghanistan.“
Auf eigene Faust
Die Einzelgänger sind heuer ein häufiges Thema in Venedig. Mal sind sie Pioniere (wie in Kelly Reichardts Western Meek’s Cutoff), mal Gangster (wie in Michele Placidos Thriller Vallanzasca). Oft geht’s um starke Frauen wie die Fabrikantengattin, die zum selbstbestimmten Leben findet (Catherine Deneuve in Potiche).
Fiasko
Das Programm verrät die Handschrift des Festival-Chefs Marco Müller: Auch er ein Einzelkämpfer, der nun aber, angesichts des Fiaskos um das langsam verfallende Festivalgelände, seinen Job zur Verfügung stellt.
Autor: Gunther Baumann