Zukunftpläne
21er Haus setzt Belvedere zu
10.01.2014
Das Schloß Belvedere floriert. Das 21er Haus leidet unter Unbekanntheit.
Über "eines der erfolgreichsten Jahre in der Geschichte" freute sich Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco bei der heutigen Jahrespressekonferenz. Allerdings können die insgesamt 960.000 Besucher nicht über die magere Auslastung des im Herbst 2011 eröffneten 21er Hauses hinwegtrösten, das 2013 mit knapp 33.000 Besuchern bilanzierte. Das neue Winterpalais zog seit 17. Oktober 56.000 Besucher an.
Winterpalais ist der Renner
Der Publikumsansturm auf die Eröffnung des Winterpalais des Prinzen Eugen am ersten Wochenende bildet einen Höhepunkt in den Annalen des Belvedere: 35.000 Besucher drängten sich - bei freiem Eintritt - an den drei Tagen in den Prunkräumen in der Himmelpfortgasse; bis zum Jahresende besuchten 55.792 Interessierte die Eröffnungsausstellung "Prinz Eugen von Savoyen - 350 Jahre". Abzüglich des Eröffnungswochenendes macht das durchschnittlich 290 Besucher pro Tag bis Jahresende 2013. Für Husslein-Arco eine "extrem gute" Auslastung, vor allem im Vergleich zum 21er Haus, das mit seinen fünf Öffnungstagen pro Woche durchschnittlich täglich 127 Besucher erreicht. Fazit: "Der Österreicher ist an Gegenwartskunst nicht wirklich interessiert", so Husslein-Arco, die am Standort am neuen Hauptbahnhof, der nach wie vor eine Großbaustelle ist, "Handlungsbedarf" sieht. "Es ist einfach noch nichts los im Umfeld", hofft sie auf die kulturelle Belebung des Areals in der Zukunft.
Oberes Belvedere floriert
Über den Publikumszuspruch im Stammhaus Oberes Belvedere gibt es unterdessen kaum Grund zur Beschwerde. Nach dem Rekord im Klimtjahr 2012 (815.264 Besucher) verzeichnete man mit nunmehr 605.925 Besuchern deutlich mehr Interessierte als 2011 (543.933). Besser als 2012 sieht es allerdings im Unteren Belvedere aus, wo sich 2013 363.091 Besucher für die dortigen Ausstellungen interessierten, im Jahr 2012 waren es lediglich 294.447 Besucher gewesen (2011: 329.073). Im Jahr 2014 will man die Kunstfreunde, die auch im vergangenen Jahr wieder zu einem Großteil (82,3 Prozent) aus dem Ausland stammten, unter anderem mit der am 14. Februar startenden Schau "Wien - Berlin. Kunst zweier Metropolen" im Unteren Belvedere anlocken: In Kooperation mit der Berlinischen Galerie widmet man sich nach Angaben des Hauses erstmals den künstlerischen Parallelen, Differenzen und Wechselwirkungen zwischen den beiden Städten und spannt damit einen Bogen vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Zwischenkriegszeit. In der Orangerie folgt ab 7. März der Beitrag zum Gedenkjahr 1914/2014 mit "Totentanz: Egger-Lienz und der Krieg". Anhand des Gemäldes "Totentanz von Anno Neun" und zahlreicher weiterer Arbeiten wird die künstlerische Entwicklung des Malers nachgezeichnet. Die erste Ausstellung im Oberen Belvedere rückt mit der Reihe "Meisterwerke im Fokus" Franz Barwig den Älteren (1868-1931) ins Licht (ab 16. Mai).
Orangerie lockt mit neuen Ausstellungen
"Die andere Seite - Spiegel und Spiegelungen in der zeitgenössischen Kunst" versammelt ab 18. Juni in der Orangerie, den Prunkräumen und im Kammergarten Werke von etwa Jean Cocteau, Birgit Jürgenssen, Elke Krystufek oder Franz West. Der Russischen Kunst in Wien um 1900 widmet man sich im Unteren Belvedere ab 27. Juni in der Schau "Silver Age" und zeigt Werke von u.a. Michail Vrubel, Valentin Serov oder Nicholas Roerich. Die zweiten "Meisterwerke im Fokus" widmen sich ab 17. September im Oberen Belvedere Josef Dobrowsky, dessen Todestag sich heuer zum 50. Mal jährt. Der "Hagenbund" als europäisches Netzwerk der Moderne steht ab 10. Oktober im Unteren Belvedere im Zentrum, wenn die Einflüsse und Wechselbeziehungen der Künstler untersucht werden. Die dunkle Jahreszeit begeht man in der Orangerie ab 24. Oktober mit der Schau "Im Lichte Monets - Österreichische Künstler und das Werk von Claude Monet", in der es etwa Arbeiten von Gustav Klimt, Emil Jakob Schindler oder Olga Wisinger-Florian zu sehen gibt. Das Winterpalais wird nach der Prinz Eugen-Ausstellung ab 15. Juni (gemeinsam mit dem 21er Haus) mit Werken der Sammlung Anne und Wolfgang Titze bespielt, auf dem Programm stehen Werke der Minimal Art, konzeptuelle und postkonzeptuelle Kunst sowie Zeitgenössisches. Ab 14. November widmet man sich im Winterpalais Martin van Meytens dem Jüngeren (1695-1770), einem der bedeutendsten Maler des Barock und einer der bevorzugten Porträtisten des Kaiserhauses unter Maria Theresia.
Beim 21er Haus besetht Handlungsbedarf
"Im 21er Haus muss etwas passieren, damit die Menschen hinkommen", so Husslein-Arco. Dies sei vor allem durch Veranstaltungen zu erreichen. Aber auch das Ausstellungsprogramm selbst kann sich sehen lassen. Den Beginn macht ab 29. Jänner die Schau "Franz Graf - Siehe was dich sieht", eine Ausstellung rund um den 60. Geburtstag des Malers, dessen Arbeiten sich durch das "Spiel mit Leere und Fülle und Schwarz-Weiß-Kontrasten" auszeichnen. Es folgt "Fritz Wotruba - Zeichnungen und Steine" (ab 7. Mai). Das kroatische Kollektiv "What, How and for Whom" gastiert ab 10. Mai mit "Meeting Points 7: zehntausend Täuschungen und hunderttausend Tricks". Den Jahresabschluss bestreitet eine Peter-Weibel-Retrospektive mit dem Titel "Warnung! Diese Ausstellung könnte Ihr Leben verändern". Und wer weiß, vielleicht auch die Besucherzahlen im Haus am Hauptbahnhof.