Kritik

"A Tribute to Joe Zawinul" im Wiener Konzerthaus

01.10.2007

Grandios: Das Gedenkkonzert für Joe Zawinul wurde zur Geburtsstunde einer neuen Sicht auf seine Musik.

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© TZ Österreich, Wallentin,
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Kein Birdland. Kein Black Market, kein Mercy, Mercy, Mercy.

Programm
Wer beim Konzerthaus-Tribute für den verstorbenen Joe Zawinul ein Greatest-Hits-Programm erwartet hatte, wurde enttäuscht. Statt dessen gab’s neue und sehr selten gespielte Stücke, vom Meister noch zu Lebzeiten ausgesucht. Denn der hatte den Blick als Musiker ja stets nach vorn gerichtet.

Das, was Zawinuls Musik ausmacht, war freilich im Übermaß vorhanden: Die explosiv treibenden Rhythmen, die Melodien, die wie Kurzgeschichten aus dem Leben unserer Zeit wirken. Das Publikum im ausve­kauften Saal dankte mit stehenden Ovationen.

Zentrum
Im Zentrum des Abends stand ein auch Zawinul-Kennern unbekanntes Stück namens A Ballad For Two. Ein programmatischer Titel: Es begann mit einem zarten Zawinul-Synthesizer-Solo vom Band. Dann übernahmen Dirigent Kristjan Järvi sowie die Bläser und Streicher seines Absolute Ensemble. Auf einmal klangen die Melodien betörend orchestral. Man wurde Zeuge eines ganz neuen, klassisch angehauchten ­Zawinul-Sounds.

Doch natürlich ist der Jazz-Meister durch die Arrangements seiner Musik für das New Yorker Absolute Ensemble nicht zum Klassiker geworden. Das Konzert hatte auch seine swingenden und heftig rockenden Passagen. Weltmusik-Einflüsse aus allen Kontinenten sorgten für die Würze.

Die klangliche Raffinesse des Absolute Ensemble und die Dynamik des Zawinul Syndicate ergaben eine ebenso feinfühlige wie brodelnde Mixtur, die den typischen Zawinul-Spirit ausstrahlte. Fazit: Ein großer Musikabend, der Lust auf mehr machte.

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