Mit Interview

Absagenflut - Carmen als Zitterpartie

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Elina Garanca singt die Carmen nicht in Wien, sondern in München.

Um Carmens Karma steht es nicht zum Besten. Ursprünglich war ja folgende „Aufstellung“ für das Highlight der zu Ende gehenden Ära Holender geplant: Elina Garanca singt die Titelpartie, Anna Netrebko die Micaela und Rolando Villazón den Don José. Als Dirigent war der lettische Pultstar Mariss Jansons vorgesehen. Bis zu 1.000 Euro waren die Carmen-Gebote auf eBay in die Höhe geschossen.

Jetzt sind diese Pläne zum Teil Illusion
Staatsoperndirektor Ioan Holender hatte zum Glück schon sehr früh – vor eineinhalb Jahren, als Villazón in seine größte Stimmkrise schlitterte – den Italiener Massimo Giordano als Don José engagiert; erst vorvergangene Woche cancelte Mariss Jansons sein Carmen-Dirigat, da die Ärzte dem herzkranken Maestro zu einer Operation samt zwei- bis dreimonatiger Auszeit rieten. Holender sprach von „einer der schmerzlichsten Absagen meiner Direktionszeit“ und bestellte den jungen lettischen Shootingstar Andris Nelsons als Ersatz.

Garanca singt die Carmen am 30. Mai in München
Und schließlich warf jetzt auch noch die Carmen das Handtuch. Garancas Management führte „unvorhergesehene Komplikationen“ nach einer kleinen Operation ins Treffen. Aus der Gerüchteküche drang allerdings auch die Fama, dass die Sängerin nach Jansons Ausscheiden gerne ihren Ehemann Karel Mark Chichon als Dirigenten gesehen hätte – und nicht Nelsons. Unter Chichon wird sie jedenfalls am 30.Mai an der Bayerischen Staatsoper die Carmen singen. Für Giordano, der seit letzter Woche mit Netrebko probt, ist die Garanca-Absage „ein Unglück“. Der Einspringerin Nadia Krasteva – Holender hatte sie vorsorglich als Carmen-„Cover“ verpflichtet – traut er aber viel zu: „Die schafft das ganz bestimmt.“

Interview
Massimo Giordano lebt in Triest und ist an allen großen Opernhäusern als neuer Tenor-Star gefragt. In Wien singt er jetzt den Don José in Carmen – nächste Saison auch Bohème, Tosca und Manon.

ÖSTERREICH: Wie erfuhren Sie von Garancas Absage?
Massimo Giordano: Ich probte gerade mit Anna (Anm.: Netrebko), die mir sagte, dass sie sich auf diese Produktion ganz besonders freue. Gegen 13 Uhr kam Direktor Holender herein und las uns den Brief des Garanca-Managements vor: Elina sei nach einer kleinen Operation gesundheitlich noch nicht fit.

ÖSTERREICH: Backstage wird auch über andere Absage-Gründe spekuliert.
Giordano: Spekulieren kann man über alles.

ÖSTERREICH: Wie war Ihre Reaktion auf die Absage?
Giordano: Garancas Absage ist ein Unglück und bremst jetzt diese wunderbare Produktion. Was mir auch fürs Publikum leid tut, auf eBay gab’s ja schon Gebote bis zu 1.000 Euro.

ÖSTERREICH: Jetzt singt Nadia Krasteva die Carmen. Wird sie’s schaffen?
Giordano: Die schafft das ganz bestimmt.

ÖSTERREICH: Wie laufen die Proben mit Netrebko?
Giordano: Anna hat nicht nur eine tolle Stimme, sondern ist auch als Mensch ungewöhnlich: keine Diva, sehr bescheiden. Sie hat eine ganz spezielle Energie, die sie mit ihrem jeweiligen Bühnenpartner teilt. Wir werden auch in Zukunft zusammenarbeiten.

ÖSTERREICH: Wie spielen Sie den Don José?
Giordano: Ich habe da eine ganz klare Sicht: Don José ist ein Killer. Er hat in der Romanvorlage ja bereits einen Mord begangen, und seine Eifersucht öffnet die Tür zu einem zweiten Mord. Carmen ist keine Hure, sondern ein 14-jähriges Kind, das mit ihm Spielchen treibt. Don José ist ein 18-jähriger Psychopath.

„Carmen“, musikalische Neueinstudierung, Mo., 3.Mai, Wiener Staatsoper.

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