Am Dienstag fand die Trauerfeier für den österreichischen Jazz-Weltstar statt.
So, wie es einem der ganz Großen des Jazz gebührt, haben sich Familie, Freunde und Wegbegleiter am Dienstagnachmittag von Joe Zawinul verabschiedet: Minutenlanger Applaus und Musik vom "Syndicate" begleiteten den offenen Wagen mit dem Sarg des österreichischen Jazz-Weltstars nach der Trauerfeier bei seiner letzten Fahrt über den Zentralfriedhof. Der am 11. September gestorbene Musiker sei eine "unglaubliche Inspiration" gewesen, hat Pianist Chick Corea per Email Joe Zawinul gewürdigt.
Hat Humor auch in seinen letzten Tagen nicht verloren
Wayne
Shorter, mit dem Zawinul in den Siebzigern den "Weather Report" gegründet
hatte, hat ebenfalls per Email (die während der Trauerfeier verlesen wurde)
Zawinul als Beispiel gebend für alle Musiker bezeichnet. Der
"Paprikahendl-Meister, Semmelknödel-Meister, Schnaps-Enthusiast" Zawinul
habe "nie den Humor verloren, auch nicht in den letzten Tagen", sagte sein
Sohn Erich. "Wenn er uns hier stehen sehen würde, würde er sagen: Was ist
los, ist wer gestorben?"
Seine Songs sind "Weltkuluterbe"
Zawinuls Songs wie
"Mercy, Mercy, Mercy" und "Birdland" sind längst "Jazz-Weltkulturerbe",
sagte Schauspieler und Zawinul-Freund Frank Hoffmann, der durch die
Trauerfeier führte und Zawinul zitierte: "Weine nicht, dass es vorüber,
sondern lächle, dass es gewesen." Mitglieder des Zawinul Syndicates,
Violinist Toni Stricker und Saxofonist Hans Salomon haben die Verabschiedung
musikalisch gestaltet, unter den Trauergästen waren u. a. der Wiener
Bürgermeister Michael Häupl (S), Akkordeonist Otto Lechner, "Vienna Art
Orchestra"-Gründer Mathias Rüegg und Bundestheater-Holdingchef Georg
Springer.
Zawinuls Musik verband die Kulturen
"Allenthalben wird heute vom
Kampf der Kulturen gesprochen. In Joe Zawinul und seiner Musik verbanden
sich die Kulturen", sagte der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny
(S) in seiner Rede. "Seine Neugier nach neuen Formen, seine
Auseinandersetzung mit Weltmusik, seine ausgedehnten Reisen nach Afrika,
sein unermüdlicher Kampf gegen Rassismus - all das ist Ausdruck einer Suche
nach dem Wahren, dem Ursprünglichen abseits von Hautfarbe und
Staatszugehörigkeit. Nicht die Nationalität, sondern nur die Musik zählt.
Nicht Herkunft, sondern Leistung." Zeiten der "radikalisierten
Scheuklappenträger benötigen Persönlichkeiten wie Zawinul", betonte
Mailath-Pokorny.
Kehrte wieder öfter nach Wien zurück
Zawinul habe
zuletzt immer öfter Wien besucht, "als ob der große Vogel immer engere
Bahnen zog, um zur Landung anzusetzen." An seinem Todestag, dem 11.
September, sei Zawinul "ein letztes Mal, diesmal für immer, zurückgekehrt."
Mailath-Pokorny stellte in Aussicht, dass der von Zawinul jahrelang geplante
und zuletzt verwirklichte Jazzclub "Birdland" eine "Fortsetzung finden
wird", damit Zawinuls Einsatz "nicht umsonst" gewesen ist.
"Warte auf mich am Himmelstor"
Gelesen wurde auch aus
Zawinuls letztem Brief an seine Frau, die im Juni, wenige Monate vor ihrem
Mann, gestorben war. "Warte auf mich am Himmelstor", schrieb Zawinul an
Maxine. "Ich werde bald da sein."
Beisetzung an unbekanntem Zeitpunkt
Die Beisetzung des am
Dienstag eingeäscherten Zawinul erfolgt zu einem nicht bekannt gegebenen
Zeitpunkt im engsten Familienkreis. Das Ehrengrab der Stadt Wien wird in
unmittelbarer Nähe zur Präsidentengruft, in der Gruppe 33G (Grab 39),
eingerichtet.