"Die Frau vom Meer"

Akademietheater-Auftakt mit Ibsen

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Anna Bergmanns Inszenierung von Ibsens "Die Frau vom Meer" erntete viel Applaus.

Das fängt ja gut an! Anna Bergmanns Inszenierung von Henrik Ibsens "Die Frau vom Meer", mit der am Samstag Abend im Akademietheater der Reigen der Saisonpremieren des Burgtheaters eröffnet wurde, hat alles, was man sich von einer modernen, intelligenten Klassiker-Regie erwartet. Zudem waren ausgezeichnete Schauspieler am Werk. Dafür gab es nach eindreiviertel Stunden zu Recht viel Applaus.

Zerissenheit im Vordergrund
Christiane von Poelnitz ist Ellida, "Die Frau vom Meer", die zweite Frau des norwegischen Bezirksarztes Wangel, die sich dort, wo sie das Schicksal hingestellt hat, gar nicht wohlfühlt. Die beiden Stieftöchter Bolette (Alexandra Henkel) und Hilde (höchst interessiert: Jasna Fritzi Bauer) akzeptieren sie mehr schlecht als recht, sie selbst fühlt sich viel mehr als ihrem Gatten zwei anderen Männern verbunden: dem nach zehn Jahren Pause wieder zu Besuch kommenden Oberlehrer Arnholm (Tilo Nest) und einem geheimnisvollen Seemann, der nun als Toter heimzukehren scheint, um das einstige Treueversprechen einzufordern. Eindrucksvoll entwickelt Christiane von Poelnitz ihre Studie einer von Angstträumen bedrängten und von psychotischen Schüben zerrissenen Frau.

Expressive Szenen
Durch schlüssigen Einsatz eindrucksvoller Video-Collagen (Sebastian Pircher) wird die Vermischung von Erinnerungen und Vorstellungen deutlich gemacht. Immer wieder wird das realistische Spiel durch expressive Szenen überhöht. So wird nicht nur szenische Abwechslung geschaffen und vermieden, das Stück zur reinen Psycho-Studie einer klinischen Persönlichkeitsstörung werden zu lassen, auch die Nebenrollen werden aufgewertet.

Viel Wasser aber nicht verwässert
Bergmann und ihr Bühnenbildner Ben Bauer haben alle Anstrengungen unternommen, in dem weitgehend kahlen Bühnenraum, der durch Herabsenken von weißen Wänden zum bürgerlichen Salon wird, das nasse Element miteinzubeziehen, das als Verlockung und Verderben über allen Seelenkämpfen und -krämpfen liegt. Senkrechte Videoaufnahmen machen aus dem wenige Zentimeter tiefen Becken geschickt eine endlose, ebenso anziehende wie bedrohliche Wasserfläche. Viel Wasser, aber dennoch wird nichts verwässert. Ein schöner, sehenswerter Saisonauftakt also!

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