Panoptikum
Albertina zeigt Dürers Feldhasen
13.03.2014
"Zwischen Dürer und Napoleon" beleuchtet die Sammlung von Herzog Albert.
Die Wiener Albertina wirft ein Schlaglicht auf ihre Entstehung und ihre Gründungseltern: "Zwischen Dürer und Napoleon" heißt die neue Ausstellung enormen Ausmaßes, mit der man nicht dem kunsthistorischen Kontext der einzelnen Werke nachspürt, sondern Herzog Albert und seiner Zeit. Dabei ist seit Jahren erstmals mit Albrecht Dürers "Feldhase" das "Wappentier" des Hauses wieder öffentlich zu sehen.
Zurück zu den Wurzeln
"Es geht uns um die Sammlung und wie sie entstanden ist", umriss Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder bei der Präsentation am Donnerstag die Grundidee der Ausstellung. Und da gelte vor allem eines, zeigte sich Kurator Christian Benedik überzeugt: "Die Gründungsgeschichte der Albertina ist eine Lebensgeschichte." Und so beginnt die Schau bei der Kindheit von Herzog Albrecht von Sachsen-Teschen und seiner späteren Gattin Marie Christine, der Lieblingstochter Maria Theresias. Letztere rückt das Schaukonzept mehr als üblich in den Fokus. "Ihren Anteil hat man bisher zu wenig geschätzt", so Schröder. Ihr Mann überlebte sie allerdings um ein Vierteljahrhundert, weshalb auch sein letzter Wille aus 1816 die Zusammenschau beschließt.
Das Beste zu sehen
Dazwischen werden mehrere Jahrzehnte in aufwendigster Gestalt durchmessen. So legten schließlich 1.000 Kupferstiche 1776 den Grundstock der Sammlung, die beim Tode Alberts auf 14.000 Zeichnungen und 200.000 Druckgrafiken angewachsen war. "Sein Kennertum muss ganz außergewöhnlich gewesen sein", zeigt sich Schröder noch heute verblüfft. Und so sind im farbenschonenden Halbdunkel für "Zwischen Dürer und Napoleon" die Preziosen des heutigen Bestandes versammelt: von Dürers "Feldhasen" als Zugpferd über seine "Betenden Hände" bis zu Bruegels "Die großen Fische fressen die kleinen Fische". Eingebettet sind die Kunstwerke allerdings in zahlreiche Zeitzeugnisse - vom prächtigen Ornat des Leopold-Ordens bis zum hundertteiligen Silberservice.
Kleiner Einblick
Mit einigen Exemplaren nur in Grundzügen erahnen lässt sich die 25.000 Bände umfassende Bibliothek Alberts, die von den Erben nach dem Fall der Monarchie in alle Winde verstreut wurde. "Das ist für mich persönlich der größte Verlust", bedauerte Schröder. Andernfalls nähme man Albert heute nicht nur als Kunstgourmet, sondern auch als Aufklärer wahr. In jedem Falle gemahnt die Albertina derzeit mit einer der Zeit nachempfundenen Wandbespannung und teils originalem Mobiliar ein wenig an den Bau, bevor dieser nach dem I. Weltkrieg mit Ausnahme der Kunstwerke praktisch leergeräumt wurde. Es sei nicht nur eine beglückende Erfahrung gewesen, die Räumlichkeiten der Albertina so zu sehen, gesteht Schröder. Schließlich mache dies auch den Verlust nach 1918 deutlich: "Das ist wie ein Schock über uns gekommen."
Info
"Zwischen Dürer und Napoleon. Die Gründung der Albertina" vom 14. März bis 29. Juni in der Albertina, Albertinaplatz 1, 1010 Wien. Geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 10 bis 21 Uhr. Dazu erschienen zwei Begleitbände: "Die Gründung der Albertina. Herzog Albert und seine Zeit" (hrsg. Klaus Albrecht Schröder und Christian Benedik), Hatje Cantz Verlag, 320 Seiten, 40,90 Euro, ISBN: 978-3-7757-3824-8 sowie "Die Gründung der Albertina. 100 Meisterwerke der Sammlung" (hrsg. Klaus Albrecht Schröder), Hatje Cantz Verlag, 272 Seiten, 40,90 Euro, ISBN: 978-3-7757-3738-8. www.albertina.at