Dürrenmatt-Stück

"Alte Dame" besucht Festspiele Stockerau

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Neuer Intendant Zeno Stanek setzt auf Anne Bennent in der Titelrolle.

Mit Petrus hat Zeno Stanek, neuer Intendant der Festspiele Stockerau, offenbar noch ein Problem: Die Einstandspremiere - Dürrenmatts "Der Besuch der alten Dame" - ist am Dienstagabend wetterbedingt ins Veranstaltungszentrum Z 2000 verlegt worden. Das ist schade, denn die schlichte Indoor-Bühnenbildvariante ist dem Ambiente vor der Stadtpfarrkirche doch unterlegen. Anne Bennent in der Titelrolle ist der Haupttrumpf dieser Produktion.

Zirkusprinzessin
Ein "Klassiker der Moderne" sollte ganz bewusst die Rückkehr vom Musical der Ära Alfons Haider zum ursprünglichen Sprechtheater einleiten. Geld ist stärker als Moral, und die Gesellschaft ist korrumpierbar - diese Botschaft trifft ungebrochen zu, was dem Stück zeitlose Aktualität verleiht. Ein wenig spannungslos, fast beiläufig beginnt es sich im Kaff Güllen zu regen, kaum bekommt man mit, was sich da ankündigt. Erst mit dem Erscheinen der Claire Zachanassian samt Entourage kommt Bewegung auf: Bennent, vom Outfit her eher ab-als aufgetakelte Zirkusprinzessin, gibt sich genüsslich kapriziös, hinterhältig, bösartig, spielt auf allen Registern ihrer Racheorgel. Ihr Widerpart Ill (Charly Rabanser) steht dagegen auf verlorenem Posten: Gegen Bennents geballte Animosität hat er keine Chance.

Imaginationskraft
Dramaturgisch dicht wird es vor der Pause, die ein regelrechtes Cut in die Inszenierung schlägt. Denn die zweite Hälfte kommt nicht mehr so richtig auf Touren, obwohl Bennents Einzug im Brautgewand, saxofonspielend, geradezu serapionstheaterartige Imaginationskraft erreicht. Karl Ferdinand Kratzl als Butler wirkt unterfordert und weit unter seinem Wert geschlagen, überzeugend ist Robert Reinagl als lavierender Bürgermeister, eine Klasse für sich stellt Karl Ritter mit seinen gitarristischen Interventionen von intensivster Güte dar.

Überhaupt soll der Musik weiterhin Bedeutung beigemessen werden. Im Rahmenprogramm finden sich u.a. Abende mit den "Philharmonics" (30. Juni), Willi Resetarits & Stubnblues (14. Juli), Nouvelle Cuisine (4. August) oder Pigor & Eichhorn (11. August). Außerdem gibt es "Nach(t)konzerte" in diversen Lokalen Stockeraus bei freiem Eintritt.

Infos:
www.festspiele-stockerau.at

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