Buch der Woche

Anna Mitgutsch: Wen ihre persönlichen Briefe jetzt erreichen

28.04.2024

Unzustellbare Briefe: Neue Erzählungen auf Platz zehn der Belletristik-Charts eingestiegen 

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© Isolde Ohlbaum
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Bereits die erste Geschichte dieser Sammlung von 18 trifft die Leserinnen mit voller Wucht .In Was du für mich warst dreht sich alles um die Großmutter der Erzählerin und bis zu einem gewissen Grad auch um jene der Autorin.

Denn Anna Mitgutsch hat mit ihrem neuesten Wurf, dessen Titel Unzustellbare Briefe ist, Fragmente ihres eigenen Lebens mit eingewoben in die Texte. Doch, darf nicht der Fehler passieren, das Buch als Biografie zu verstehen. Mitgutsch betont gegenüber der APA: "Der autobiografische Anteil dieser Erzählungen ist fiktionalisiert und literarisch verfremdet. Die Briefe sind erdacht und nicht an reale Personen adressiert."

Zeiten und Räume. Wo genau Dichtung oder Wahrheit zu finden sind, scheint unwichtig, denn diese Texte sind persönlich, ausdrucksstark und entführen uns in unterschiedliche Welten und Gefühlsebenen.

Während ersterer von der Großmutter handelt, ihrem beschwerlichen Leben in der tschechischen Einöde mit bitterer Armut und verstorbenen Kindern, führt uns ein anderer zu einer ungleichen Schwester, einer Verbündeten über Zeit und Raum und ihr jähes Ende. Es folgen Exkurse in die USA, wo Auf bruch und Aufregung in der Luft liegen, erste Arbeitserfahrungen passieren.

Themen. Die Autorin schreibt von Liebe und Freundschaft, von verpassten Gelegenheiten, davon, dass es manchmal zu spät sein kann, um wieder Kontakt zu suchen. Zerrissenheit, wie schon in vielen anderen Büchern von Anna Mitgutsch, ist auch hier ein großes Element.

Mitgutsch: Vorlass an Stifter-Institut

Rückschau. Mitgutsch, die rund um ihren 75 Geburtstag letztes Jahr ihren Vorlass an das Stifter-Institut in Linz übergeben hat, bleibt ihrem Stil bei Unzustellbare Briefe treu. Viele persönlich anmutende Szenen bilden eine Rückschau der Autorin auf Elemente ihres Schreibens und Lebens. Vielleicht hat sie diese Geschichten nicht den erdachten Personen zustellen können, ihre Fans erreicht sie jedoch bestimmt.

Judith Leopold
 

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