"Le dor va dor"
Brauers neue Haggada im Jüdischen Museum
22.01.2014
24 Illustrationen zeigen bis 25. Mai Auszug der Juden aus Ägypten.
Bereits 1979 hat Arik Brauer eine Haggada - die Erzählung des Auszugs der Juden aus Ägypten und gleichzeitig Handlungsanweisung für den Sederabend - illustriert. 35 Jahre später ließ sich Brauer erneut überreden, die Erzählung zu bebildern - seine 24 Illustrationen sind in der Ausstellung "Le dor va dor. Von Generation zu Generation" noch bis 25. Mai im Jüdischen Museum Wien zu sehen.
Auch in gedruckter Form erhältlich
"Die Haggada ist vielleicht das wichtigste Buch des Judentums", erklärte Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg am 21. Jänner am Rande der Pressekonferenz zur Ausstellungseröffnung im Gespräch mit der APA. Zwar sei die Bibel natürlich wichtiger, "aber in die schaut ja niemand hinein." Die Haggada sei dagegen fester Bestandteil des traditionellen Sederabends vor dem Pessachfest im Frühling und nehme daher eine ganz besondere Position ein. Brauers Illustrationen zieren dementsprechend natürlich auch eine gedruckte Variante der Haggada.
Szenebilder im Vordergrund
Die Bilder Brauers zeigen Szenen aus der Geschichte der Haggada - etwa das Backen des ungesäuerten Brotes oder die Plagen, denen die Ägypter unterworfen werden. "Die Bibel ist als Kunstwerk einfach unglaublich. Sie hat etwas vom phantastischen Realismus. Das Wunder ist, dass das jemandem eingefallen ist", prangt als Zitat Brauers über den Werken an der Wand des Jüdischen Museums. Der Künstler selbst, der soeben seinen 85. Geburtstag gefeiert hat, ließ sich dagegen entschuldigen - er ist an einer Grippe erkrankt.
Das Leuchten des Feiertags Pessach
Die Einführung übernahm daher Danielle Spera, Direktorin des Jüdisches Museums: "Bei Brauers Technik Tempera auf Karton kommt das Leuchten des Feiertags Pessach besonders gut heraus. Dieses Leuchten kann man sehr deutlich spüren, es hat eine unglaubliche Kraft." Von Generation zu Generation werde die Geschichte des Auszugs der Juden aus Ägypten bei dem Familienfest weitergegeben - ein Aspekt, der auch Brauer sehr am Herzen liege.
Inklusive Erklärungen und Erläuterungen
Daher ist die Ausgabe der Haggada auch ein Komplettpaket: Neben der Geschichte, den traditionellen Handlungs- bzw. Speiseanweisungen und den Illustrationen begleiten den Band auch Erklärungen und Erläuterungen des Oberrabbiners Eisenberg, des israelischen Autors Joshua Sobol und des Ideengebers des Projekts, Erwin Javor. Dem Buch ist zudem eine CD mit den klassischen Pessach-Gesängen und Liedern beigelegt - interpretiert von Brauer und seiner Ehefrau.
Gebrauchsanweisung und Kunstwerk
Die Haggada ist auch als kleinere "Tischbroschüre" erhältlich - damit wolle man vor allem dem alltäglichen Gebrauch entgegenkommen, so Initiator Javor. Denn traditionell ist vorgesehen, dass die gesamte Geschichte der Haggada noch vor dem Essen gelesen und zelebriert wird. "Auch wenn ich manchmal schummle und nicht alles verwende." Die Haggada sei gleichermaßen Gebrauchsanweisung und Kunstwerk, meinte er. Die Herausforderung liege auch darin, sich als zeitgenössischer Künstler den bereits bestehenden Ausgaben - die ältesten datieren aus dem 13. und 14. Jahrhundert - etwas entgegenzusetzen. Brauer sei das in großartigen kraftvollen Bildern gelungen.
Info
"Le dor va dor. Von Generation zu Generation. Die neue Haggada von Arik Brauer", 22. Jänner bis 25. Mai, Jüdisches Museum Wien, Dorotheergasse 11, 1010 Wien, www.jmw.at, Leinengebundene Prachtausgabe: Erwin Javor (Hg.): "Die Brauer Haggada", Amalthea Signum Verlag, 126 Seiten, 49,95 Euro)