Konzertnacht

Ars Electronica: Ende mit Almabtrieb

08.09.2014

Trommel-Performance und visualisierter Orchesterklang.

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© mediabox.at/Schwarzl
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Die angekündigte "Große Konzertnacht" zum Abschluss des diesjährigen Ars Electronica Festivals blieb Sonntagabend in Linz wegen einer Kürzung des Programms doch "endenwollend". Der fast zur Gänze vom Bruckner Orchester Linz unter Dennis Russell Davies bestrittene und von Video-Einspielungen sowie Live-Animationen optisch gestaltete Abend im Brucknerhaus ließ aber programmatisch Wünsche offen.

Trommel-Performance
Den Höhepunkt dieser "Konzertnacht" gab es gleich zu Beginn: Das Publikum wurde zunächst in das dem Brucknerhaus benachbarte Lentos- Kunstmuseum gebeten. Dort demonstrierte der Schlagwerker und vielseitig tätige Musiker Josef Klammer, dass Trommeln ein sehr dehnbarer Begriff ist. Er belegte dies in seiner halbstündigen Performance u.a. damit, dass er Trommeln statt mit Plastik mit Gummihäuten bespannt hatte. Diese drückte, zupfte und knetete er, als würde er in einer Teigschüssel werken. Die dadurch ausgelösten Geräusche wurden - dank Computertechnologie - mit anderen Klängen angereichert.

Effektvoll startete der Osttiroler Künstler sein Programm mit Händen und Füßen, ohne eine Trommel zu berühren, indem er "per Fernbedienung" Paukenschläge und weitere Schlagwerkklänge auslöste. Zwei kleine "Fernbedienungen", ein Laptop und die eine oder andere Trommel genügten Klammer, um gleichsam von Zauberhand Klänge wie aus dem Weltraum oder von Wassertropfen und mit rasanten Schlagwerk-Effekten zu kreieren. Geradezu romantisch-idyllisch das Finale der Performance, als sich aus den mit Schlegeln ausgelösten Glockenklängen ein mächtig anschwellendes Gebimmel von Kuhglocken entwickelt. Die Assoziationen zum Almabtrieb bestätigt der Künstler, wenn er sich schlussendlich eine großmächtige Kuhglocke über den Kopf stülpt. Großer Beifall!

Visualisierte Orchestermusik
Symphonische Orchestermusik, ergänzt von Visualisierungen auf großer Kinoleinwand, bestimmte dann das weitere Programm der Konzertnacht. Neben dem alten Routinier Philip Glass erhielten auch Nachwuchskomponisten Gelegenheit zur Präsentation. Der Oberösterreicher Marco Lemke bewegte sich mit seiner Arbeit unter dem Titel "Les Chimeres" auf konventionellen Klangebenen. Die Live-Animation dazu steuerte das österreichische Duo Arotin & Serghei bei. Die junge Amerikanerin Julia Howell durfte sich über viel Applaus für ihre dreisätzigen "Artefacts" freuen. Die meditativen kaleidoskopartigen Spiegelbilder der Visualisierung lieferte dazu live der Österreicher Remo Rauscher.

Einleitend präsentierte Dennis Russell Davies mit dem Bruckner Orchester Linz einmal mehr Philip Glass, diesmal mit seiner "Ouverture for 2012". Ein akustisches Schlachtengetümmel, das er zum 200. Jahrestag des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges komponiert hat. Glass setzte auch den Schlusspunkt des Abends, wobei Dennis Russell Davies und Maki Namekawa seine "Four Movements for Two Pianos" spielten, auf der Großleinwand illustriert von O'Ian Cori.

Zwischen den live gebotenen Musikstücken gab es noch Einspielungen aus dem Archiv der BBC, die zeigen sollten, dass dort schon ab den späten Fünfzigerjahren des vorigen Jahrhunderts mit elektronischer Musik experimentiert wurde. Der Großteil der an dem Abend zu sehenden Visuals erweckte freilich den Eindruck, dass sie auf dem Computer-Monitor effektvoller wirken dürften als in der Vergrößerung für die Kino-Leinwand. Auch akustisch hätte das Programm wenigstens teilweise andere Instrumentierungen vertragen.

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