Demo unter dem Motto "SOS Augarten" findet am Samstag, 20.2., statt
Schluss mit leisen Tönen: Die Wiener Sängerknaben wollen am projektierten Konzertsaal im Augarten trotz monatelangen Widerstands diverser Bürgerinitiativen und Stars wie Tilda Swinton nicht mehr rütteln. Laut Präsident Walter Nettig liegen nun alle Bewilligungen vor, weshalb der Baubeginn ab sofort möglich sei. Er sei durchaus noch für Gespräche zu haben, am Projekt selbst werde sich aber nichts mehr ändern, so Nettig im APA-Gespräch. Ein für Freitag, 19.2. anberaumtes Treffen mit Gegnern des Baus ist vorzeitig geplatzt. Diese wollen weiter kämpfen.
Einsprüche haben keine aufschiebbare Wirkung
"Es sind alle
Auflagen positiv erledigt und sämtliche Bescheide eingelangt", versicherte
der Präsident, in jungen Jahren selbst Mitglied des weltberühmten
Knabenchors. Es
könnten zwar noch Einsprüche dagegen folgen, diese hätten
jedoch keine aufschiebende Wirkung. Ein Termin für den Baubeginn sei noch
nicht festgelegt, ab dann könnten die Arbeiten aber jedenfalls in etwa
eineinhalb Jahren abgeschlossen sein.
Bürgerinitiativen und Anrainergruppen dagegen
Gegen die
Aufführungshalle, die nach Nettigs verstorbenem Vorgänger "Dr. Eugen
Jesser-Saal" heißen soll, mobilisieren seit langer Zeit unterschiedliche
Bürgerinitiativen und Anrainergruppen. Sie wollen eine Verbauung des rund
1.000 Quadratmeter großen Areals am Augartenspitz verhindern und stattdessen
weiterhin frei zugänglich erhalten. Neben Protestveranstaltungen wurde der
Baugrund immer wieder besetzt.
Treffen der Parteien geplatzt
Nun hätte es am morgigen Freitag,
19.2., ein Gespräch zwischen Sängerknaben und den Widerständlern geben
sollen. Dieses ist jedoch kurzfristig geplatzt. Es
habe einige "fragwürdige Aktionen" gegeben, begründete
Nettig die Absage. Zudem sei bei den Aktivisten keine einheitliche Linie
erkennbar. Der Knabenchor überlegt nun gar, entstandene Kosten auf
gerichtlichem Wege einzufordern. Immerhin hätten durch den Konflikt bedingte
Verzögerungen sowie die Sicherung des Grundstücks durch private
Sicherheitsdienste "relativ viel Geld" gekostet, so Nettig.
Bedenken seitens des Filmarchivs und Denkmalamts
Ursprünglich war
die Fertigstellung des Musikzentrums Ende 2009 vorgesehen, wobei neben dem
unweit gelegenen Filmarchiv, das den Standort für eigene Projekte nutzen
wollte, auch das Denkmalamt Bedenken angemeldet hatte. So war der
vorgesehene Abriss des Pförtnerhauses und eines Teils der Augartenmauer
nicht genehmigt worden, weshalb der geplante Konzertsaal verkleinert und die
Kapazität um rund 30 auf insgesamt 380 Sitzplätze reduziert werden musste.
Weiter gegen Verbauung kämpfen
Eva Hottenroth von der
Initiative "Freunde des Augartens" sprach hinsichtlich der Ankündigung
Nettigs, das Projekt in
jedem Fall umzusetzen , von "Stehsätzen". Man sei weiterhin an einem
direkten Gespräch interessiert, um Probleme zu erörtern. Zudem werde man
weiter gegen die Verbauung kämpfen: "So lange noch keine Baugrube
ausgehoben, keine Fahrzeuge aufgefahren und keine Bäume gerodet sind, gibt
es immer noch eine Chance", fasste Hottenroth die Aussichten auf ein - aus
ihrer Sicht - positives Ende zusammen.
Demo unter dem Motto "SOS Augarten"
Es werde den
Sängerknaben aber keinesfalls gelingen, die Gruppen zu "kriminalisieren", es
werde auch weiterhin lediglich passiver Widerstand geleistet. So wird am
Samstag, 20.2., zur Demo unter dem Motto "SOS Augarten" geladen. Treffpunkt
ist um 11.00 Uhr beim Augartenspitz.