Rachefeldzug des Freddie-Mercury-Wiedergängers an verhasstem Musikkritiker.
Man kann dem Champ ein gewisses Grenzgängertum nicht abstreiten: Fitnesstrainer, Englischkursleiter, Brieffreund von Mozart, Kinoheld ("Giving Gas") und freilich Gesangsunikum mit schwarzem Schnauzer, Ballettpatscherl und knallgelber Uniformjacke sind nur einige der Karrierestationen von Austrofred. Nun debütiert der austriakische Freddie-Mercury-Impersonator als gnadenlos autobiografischer Romancier und legt mit "Hard on!" eine schön derbe und über weite Strecken äußerst amüsante Tour de Force zwischen Istanbul und Bad Schallerbach vor - mit dem Ziel, einem verhassten Musikkritiker "eine aufzubrennen, und zwar eine gewaltige".
Trashiges Romandebüt
Trash gehört gewissermaßen zur Grundausstattung der von Kreisky-Sänger Franz Adrian Wenzl geschaffenen Kunstfigur Austrofred. Als oberösterreichischer Queen-Frontman-Wiedergänger füllt der stets auf dem schmalen Grat zwischen großer Kunst und grauenhafter Würdelosigkeit dahintänzelnde Entertainer mit Hits wie "Eich Dodln gib i Gas" inzwischen nicht nur ländliche Mehrzweckhallen. Mit seiner bis dato letzten "Fire, Light & Austrofred"-Show bespielte er mit seinen Austropop-Versionen von Queen-Klassikern zuletzt sogar den Wiener Gasometer.
Verhundste Tour als Startschuss
Glaubt man "Hard on!", ist die Tour allerdings alles andere als erfolgreich gelaufen. Die Produktionskosten - Stichwort Laserharfe - ufern aus, die Musikkritiker - "verkrachte Existenzen" mit "Hinpeckreflex" - und allen voran ein gewisser Sigi Neidhart sind dem Künstler gar nicht wohl gesonnen. Also flieht der verzweifelte Lokalmatador mit den "weltgewandten Hüften" an den fernen Bosporus und avanciert als "Üztrüfrüd" schnell zum Liebling der Istanbuler Schwulenszene. Geh leck, wie der Champ zu sagen pflegt.
Die Glas-Frage
Nach einem halben Jahr ereilt den unverbesserlichen Optimisten ("Erst wenn ein Glasl wirklich ganz ausgetrunken ist, ist es für den Austrofred halb leer.") jedoch ein Anruf aus dem Gesundheitsministerium. Austrofred soll in Bad Schallerbach den Auftakt für eine österreichweite Thermentour absolvieren. Die heimische Comeback-Gelegenheit will genutzt sein, doch die "direct flights to Linz Hörsching" sind ausgebucht, also schmeißt sich der Held kurzerhand in den Orient-Express. Damit beginnt nicht nur ein Wettlauf gegen die Zeit, sondern gleichsam ein turbulenter Rachefeldzug gegen den ebenfalls in Bad Schallerbach vermuteten "verhassten Theoretiker" Neidhart. Die Ereignisse überschlagen sich - Diebstahl einer seltenen Queen-LP-Fehlpressung und One-Night-Stand mit Mirjam Weichselbraun inklusive. Im Hausruck kommt es schließlich zum Showdown.
Vom österreichisch-türkischen Verhältnis bis zu Michael Jackson
Gestelzte Literaturpersiflage und derbes Oberösterreichisch auf Hochsprache getunt, brachiale Action und philosophische Abschweifungen vom österreichisch-türkischen Verhältnis bis zu Michael Jackson als Klobrillenwärmer gepaart mit der immer auch selbstironisch gebrochenen Hybris der Hauptfigur machen "Hard on!" allemal zu einer amüsanten und kurzweiligen Lektüre. Und trotzdem hat das Buch zwischendurch Längen. Denn irgendwann im Laufe der rund 150 Seiten wird man des ständigen Schmähreißens, der dicht gesäten Trashelemente doch irgendwie überdrüssig. Was als kolumnenhaftes Kleinod - siehe das Tagebuch "Ich rechne noch in Schilling" oder der Mozart-Briefwechsel "Du kannst dir deine Zauberflöte in den Arsch schieben" - perfekt funktioniert, erweist sich in Romanform doch als etwas ermüdend redundant. Doch damit soll es an kritischen Anmerkungen schon wieder genug sein. Man will ja schließlich dem Neidhart'schen Schicksal entgehen und zum nächsten Opfer der Austrofred'schen Rachegelüste werden.
Von Thomas Rieder/APA
Info
Austrofred "Hard on!", Czernin Verlag, 152 Seiten; Austrofred gibt am 18. Oktober im Wiener Rabenhof den Auftakt für seine "Hard on!"-Lesetour. Alle Auftrittstermine finden sich unter www.austrofred.at.