Erwachsen auf Probe
"Baby" überlebte Nacht nicht
04.06.2009
Bei der neuen Serie "Erwachsen auf Probe" wäre ein echtes Baby zerdrückt worden
Baby Nummer vier stirbt noch in der ersten Nacht. Zum Glück war es nur der
Baby-Simulator, den "Leihvater" Elvir in der am Mittwochabend,
3.6., ausgestrahlten ersten Folge der RTL-Serie "Erwachsen auf Probe"
im Schlaf erstickt. Der 17-Jährige nimmt mit seiner gleichaltrigen Freundin
an der laut RTL "sozialen Reifeprüfung für Teenager"
teil. Vier jugendliche Pärchen mit Kinderwunsch sind dafür in vier bunte
Häuschen einer Vorstadtsiedlung gezogen und spielen "Erwachsensein".
Viel
Wirbel, Klagen
Die Fernsehsendung hatte noch vor ihrer
Ausstrahlung für Aufregung gesorgt. Zahlreiche Organisationen, darunter der
Kinderschutzbund, liefen Sturm gegen die Serie, Klagen gegen die
Ausstrahlung scheiterten erst Stunden vor Sendebeginn. Vier Pärchen im Alter
von 16 bis 19 Jahren leben darin vor, was es heißt, erwachsen zu sein und
Kinder zu haben. Die meisten der Teenager haben scheinbar auch ohne Kind
bereits genug Probleme, die als Rahmenhandlung dienen: Ohrfeigen vom Freund,
Konflikte mit dem Gesetz, eine Fehlgeburt.
Dann kommt es "hart
auf hart"
Die Pärchen müssen entscheiden, wer arbeiten geht,
die Mädchen müssen für 24 Stunden einen "Baby-Bauch"
umschnallen, der in Umfang und Gewicht einen Schwangerschaftsbauch Anfang
des neunten Monates simuliert. Dann folgt die nächste Stufe: in einer Tasche
vor der Haustür liegt für jedes Paar ein sogenannter Baby-Simulator, der die
nächsten 24 Stunden betreut werden muss. Der Puppen-Dummie sieht einem
echten Baby täuschend ähnlich und weint, nässt sich ein und reagiert auch
sonst wie ein richtiges Kind.
Crash-Kurs für Umgang mit Kindern
Fläschchen
geben, Brei kochen, Windeln wechseln, ins Bett bringen - die Jugendlichen,
die zuvor in einem "Crash-Kurs" alles nötige gelernt haben sollen,
wirken mehr oder weniger überfordert. Der unvorsichtige Elvir überrollt gar "sein
Kind" im Schlaf. Jetzt müssen die beiden Teenager "nachsitzen",
findet RTL-Expertin Katja Kessler, dann wären sie am nächsten Tag reif genug
für das echte Baby. Am sechsten Tag bekommen drei der vier Paare ihre echten "Leihbabies".
Die richtigen Mütter bringen ihre Kinder vorbei und geben "eine
Gebrauchsanweisung" für sie mit auf den Weg.
Eltern sind
immer in der Nähe
Per Videokamera verfolgen die Eltern im
Nachbarhaus das Geschehen und können jederzeit eingreifen. Auch der zehn
Monate alte Lasse wird "verliehen", seine Mutter sagt im Anschluss
an die Sendung bei "Stern TV", ihr Sohn sei nach den Dreharbeiten
genauso entspannt gewesen wie sonst auch. Dass er abends immer bei ihr
geschlafen und auch nie den ganzen Tag im Haus bei den Leiheltern verbracht
habe, erzählt sie dann auch. Gezeigt wird das in der Serie so aber nicht.
Bindungsstörungen
Marlis
Herterich vom Kinderschutzbund bleibt daher bei ihrer Kritik: In der Sendung
werde den Zuschauern der Eindruck vermittelt, dass die Kinder vier Tage
komplett von ihren Eltern getrennt worden wären. Das könne Experten zufolge
bei so kleinen Kindern zu Bindungsstörungen führen. 14 Tage am Stück mit den
Baby-Dummies hätten bei den Jugendlichen einen ähnlichen Effekt gehabt und
man hätte die Kinder dem Ganzen nicht aussetzen müssen, sagte Herterich.
"Erwachsen auf Probe", Reality-Show. Folge 2 am 10.6.2009 www.rtl.de