Harnoncourt dirigiert im ausverkauften Musikverein Bach.
Konzert. Nach seinem weltweit aufsehenerregenden Mozart-Da-Ponte-Zyklus im Theater an der Wien wendet sich Nikolaus Harnoncourt heute und morgen im Musikverein einem weiteren Musikgiganten zu: Johann Sebastian Bach. Mit seinem Concentus Musicus musiziert er die Matthäus-Passion, die große, doppelchörige Passion über Leiden und Sterben Jesu Christi nach dem Matthäus-Evangelium, ein hochgradig religiöses Werk.
„Wenn ich Bach höre“, sagt Erfinder und Großmeister des Originalklangs über seinen musikalischen Lebensmenschen, „bin ich nicht derselbe wie vorher.“
Liebe und Tod. Sein Leben lang hat sich Harnoncourt mit den Werken des Leipziger Thomaskantors beschäftigt; seine Einspielung der 200 Kantaten des barocken Meisters sind in die Musikgeschichte eingegangen: „Bach hat Werke hervorgebracht, von denen man sich nicht vorstellen kann, wie sie in einem Menschen entstehen können. Wer etwas über Tod, Liebe, Verzweiflung oder Zärtlichkeit lernen will, wird bei Bach Antworten finden.“
Wolken. Und: „Es gibt keinen toten Lauf bei Bach. Die Musikwissenschaft hat überhaupt nicht unterscheiden können zwischen Bachs Frühwerk und Spätwerk, weil alles so meisterhaft ist. Bach war, wie auch Mozart, von Anfang an auf der Höhe seiner Kunst. Bach und Mozart sind die zwei Türme in der Musikgeschichte, die ihre Köpfe in den Wolken haben.“
E. Hirschmann-Altzinger