Screwball-Charme

"Beatrice et Benedict" im Theater an der Wien

18.04.2013

Holten inszenierte Berlioz Shakespeare-Adaption als betörend-leichte Komödie.

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© APA/HANS KLAUS TECHT
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Passend zur Jahreszeit hat das Theater an der Wien am 17. April  mit einer Screwball-Romanze klassischen Zuschnitts Frühlingsgefühle auf die Bühne gezaubert: Hector Berlioz' selten gespielte Shakespeare-Adaption "Beatrice et Benedict" wird vom dänischen Regisseur Kasper Holten als dynamischer Reigen inszeniert, in dem herausragende Bühnenkonzepte auf schauspielerisch begabte Sänger treffen. Die klassische Geschichte von der hantigen Beißzange, die auf einen eitlen Geck trifft und sich mit diesem so lange bekriegt, bis sie erkennen, für einander geschaffen zu sein, basiert auf "Viel Lärm um nichts" - und traf beim Publikum auf laute Begeisterung.

Bühne mit gewissen Dreh
Covent-Garden-Direktor Holten setzt auf die Drehbühne als Dreh-und Angelpunkt seiner Arbeit. So hält er seine Figuren ständig in Bewegung, vermeidet jeden potenziellen Anflug von Statik. Mittels einer ausgeklügelten, versenkbaren Videowand teilt er als weiteres dynamisierendes Moment die flache Ebene in zwei separat bespielbare Flächen. Die Wand selbst dient mal als schierer Hintergrund mit entsprechenden Innenraumaufnahmen, mal als Leinwand, auf der Geschichtenelemente projiziert werden.Halb versenkt mutiert sie zur Bar oder zum Tennisnetz, über das hinweg sich die beiden Zankenden Beatrice und Benedict ein Match als Dopplung ihres Rededuells liefern - eine der zahlreichen überzeugenden Regieideen. Holten gelingt die Gratwanderung zwischen Humor und Romanze, wobei er in vielen Momenten an die klassischen Screwball-Comedys mit Katharine Hepburn und Cary Grant erinnert. Vom Sizilien des 13. Jahrhunderts in Berlioz' Zeit verlegt, durchweht auch ohne mediterranes Inselflair stets ein frischer Sommerwind die Szenerie.

Musik im Zentrum
Die Entscheidung, zahlreiche der Dialoge des 1862 in Baden-Baden uraufgeführten Werks zu streichen und so die Berlioz'sche Musik in den Fokus zu rücken, erweist sich als richtig. Dazu nimmt Leo Hussain die Ouvertüre, die einen guten Teil der späteren Motive anklingen lässt, mit beinahe Rossini'scher Verve, kann sich aber im weiteren Verlauf zugunsten seiner Sänger auch zurückhalten, um fragilen, zarten Duetten und Terzetten Raum zu geben. 

Hochkarätige Besetzung
In diesen stellte die schwedische Starmezzosopranistin Malena Ernman wieder einmal ihre herausragende Position als Darstellerin unter Beweis. Mit einer soliden, jedoch keineswegs herausragenden Stimme ausgestattet, weiß die Sängerin stets durch pointiertes Spiel zu überzeugen. Auf diese Weise hatte die Kombination Hussain/Ernman bereits im Vorjahr mit Rossinis "La donna del lago" überzeugt. Die deutsche Sopranistin Christiane Karg zeigte sich als romantisch gesinnte Braut Hero mit bestechender Mittellage - ungeachtet kleinerer Schwierigkeiten in der Tiefe, deren Koloraturen von Ernmans Beatrice mit verächtlichem Schnauben gestört werden. Beatrices Pendant Benedict wurde von Bernard Richter mit seinem metallischen Tenor sicher interpretiert, auch wenn er in den Höhen seiner Partie bisweilen hörbar mit Druck arbeitete.

Resümee

Am Ende schließt sich der Kreis, die Drehbühne kommt mit der Eheschließung der beiden Titelfiguren zum Stehen. Das Innehalten dient jedoch nur zum neuen Schwungholen, steht zu vermuten. Das Liebeskarussell dreht sich weiter.

Info
"Beatrice et Benedict" von Hector Berlioz im Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien. Regie: Kasper Holten, Dirigent: Leo Hussain mit dem RSO. Mit Malena Ernman (Beatrice), Bernard Richter (Benedict), Nikolay Borchev (Claudio), Christiane Karg (Hero), u.a. Weitere Aufführungen am 20., 22., 24., 27. und 29. April. www.theater-wien.at

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