Die Staatsoper bekommt einen neuen „Ring“. Sven-Eric-Bechtolf inszeniert, Franz Welser-Möst dirigiert. Start ist am 2. Dezember.
Der neue Ring des Nibelungen an der Wiener Staatsoper startet mit der Walküre-Premiere am 2. Dezember.
Staatsoper
Danach folgen Siegfried, Götterdämmerung und
Rheingold. Ab Mai 2009 wird dann die gesamte Wagner-Tetralogie gezeigt
werden. Wir sprachen mit dem Ring-Regisseur Sven-Eric Bechtolf.
ÖSTERREICH: Wie wird Ihr „Ring des Nibelungen“?
Sven
Eric Bechtolf: Es gab mittlerweile eine Vielzahl von
Ring-Inszenierungen, die das Archetypische bei Wagner ins „Heutige“ zu
übersetzen suchten, die dem politischen Gehalt und weltlichen Inhalt
nachspürten und dabei den Fabelcharakter des Stückes vernachlässigten – das
tue ich bewusst nicht!
ÖSTERREICH: Weshalb?
Sven Eric Bechtolf: Weil ich
glaube, dass man nicht alles säkularisieren muss, als handle es sich beim
Publikum um Klippschüler, denen man das zu übersetzen und vorzubuchstabieren
hat, oder als müsse man selber nachweisen, dass man Wagner verstanden hat.
ÖSTERREICH: Was interessiert Sie am „Ring“?
Sven
Eric Bechtolf: Ich möchte die Maßlosigkeit Wagners in Bilder umsetzen.
Das muss Wucht haben, darf aber andererseits die psychologische Darstellung
nicht beeinträchtigen. Ich will den Ring von der Ästhetik der „Germanen in
Bärenfellen“ befreien, gleichzeitig werde ich aber auch darauf verzichten,
Ölbohrtürme, Jeeps, Kräne, Großraumbüros und ähnlichen Unfug zu zeigen.
ÖSTERREICH: Träumen Sie schon manchmal vom „Ring“?
Sven
Eric Bechtolf: Ich höre bei vielen Opern, namentlich bei Mozart, auch
noch im Halbschlaf die Musik. Das kann albtraumartige Ausmaße annehmen. Man
schreckt in der Nacht auf, und denkt sich: Um Gottes Willen, kenne ich
dieses Stück, muss ich das jetzt inszenieren? Bei Wagner geht es mir anders.
Ich höre keine Musik, aber ich träume von Wäldern und Wölfen und Schwertern
und ähnlich atavistischem Kram.
ÖSTERREICH: Mögen Sie persönlich die „südlichen“ Mythologien
lieber als die „nördlichen“?
Sven Eric Bechtolf: Die
wilde Jagd Wotans, das hemmungslose Pathos, die Donner und Blitze über den
germanischen Sümpfen und Mooren, die kindliche Lust am Sich-selbst-Vergessen
und -Verlieren, das hat schon alles etwas sehr Reizvolles. Aber wenn ich es
mir aussuchen könnte, würde ich lieber mit den mediterranen Göttern zu
Mittag essen.