Bechtolf präsentiert sich als Realist des 21. Jahrhunderts.
„Ich will nicht im Film und Fernsehen ein Prominenter sein“, sagt Sven-Eric Bechtolf (52). „Am Theater zu arbeiten –das ist mein Privileg.“ Der deutsche Schauspieler und Regisseur wurde am Dienstag, 14.7., in Salzburg offiziell als neuer Schauspiel-Direktor der Festspiele vorgestellt.
„Die Freude ist riesig, und Sentimentalität ist auch dabei“, gesteht Bechtolf, der am Salzburger Mozarteum sein Schauspiel-Diplom gemacht hat. Und er definiert seine Absichten: „Salzburg soll keine Werkschau des deutschen Regietheaters sein. Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich finde das Gute gut, egal, aus welcher Zeit und in welchem Stil.“
Die österreichische Klassik soll in seinem Salzburger Programm eine
zentrale Stellung einnehmen.
Bechtolf tritt gemeinsam mit dem
Intendanten Alexander Pereira seine Position im Oktober 2011 an, doch die
Vorbereitungen beginnen ab sofort. Wie Pereira meint auch Bechtolf, Salzburg
dürfe „kein Zweitverwerter sein, hingegen wäre eine Nachnutzung vernünftig,
daher sind Ko-Produktionen statthaft und legitim.“
Dass er Pereiras Wunschkandidat war, erklärt sich aus der gemeinsamen künstlerischen Vergangenheit an der Züricher Oper. „Ich will ein Salzburger Team“, sagt Pereira, „eine Gruppe von Künstlern, die mich begleitet. Ich möchte mit wenig Leuten viel machen.“ Die Frage, ob Bechtolf Mitglied des Direktoriums wird, hat Pereira erstaunlich brüsk unbeantwortet gelassen.
Zur Person: Sven-Eric Bechtolf
wurde am 13. Dezember 1957 in
Darmstadt geboren. Er absolvierte seine Schauspiel-Ausbildung am Mozarteum
in Salzburg und spielte anschließend an Bühnen wie dem Zürcher
Schauspielhaus und dem Thalia Theater Hamburg, 1999 übersiedelte er ans
Burgtheater. Zu seinen wichtigsten Rollen zählen hier der Prinz in Lessings
Emilia Galotti und König Philipp II. in Don Carlos. Als Regisseur brachte er
unter anderem den Reigen heraus; zuletzt inszenierte er Wagners Ring an der
Wiener Staatsoper. Bechtolf war 2007 im Salzburger Jedermann als Teufel und
Guter Gesell zu sehen. Heuer spielt er in der Festspiele-Wiederaufnahme von
Verbrechen und Strafe.