Salzburgs Frauen
Bei den Festspielen Machaidze, Dasch, Von Kessel
27.07.2008
Salzburg konnte heuer wieder neue und großartige Künstlerinnen verpflichten - sowohl für das Schauspiel als auch für den Gesang.
Sexy Buhlschaft - Sophie von Kessel setzt auf ihre erotische Ausstrahlung
Die neue Salzburger Buhlschaft heißt Sophie von Kessel. „Jedermann“-Premiere ist am Sonntag auf dem Salzburger Domplatz.
Klassiker
Sophie von Kessel spielt nicht zum ersten Mal im
Jedermann. Als Mädchen saß sie einmal – statierend – in der
„Tischgesellschaft“. Damals lebte die in Mexiko geborene Diplomatentochter
gerade für einige Zeit in Wien.
Als Buhlschaft ist sie – nachdem Marie Bäumer nach nur einem Sommer genervt das Handtuch geworfen hat – eine Debütantin. Für dieses Stück, diese Rolle, diese Location (Salzburger Domplatz) bedürfe es eines gewissen „Sendungsbewusstseins“, erklärt Von Kessel im ÖSTERREICH-Interview.
Dass von der „Buhlschaft“ – nicht erst seit Veronica Ferres – ein gerüttelt Maß an Erotik erwartet wird, ist der Theater- und Filmschauspielerin klar: „Ich glaube“, sagt sie, „dass diese von Hofmannsthal kreierte Figur das automatisch mit sich bringt – wenn man prüde daherkommen würde, dann funktioniert diese Geschichte nicht.“
Hüllenlos in Filmen
Das ist bei der 39-Jährigen nicht
wirklich zu befürchten: In Filmen wie Affäre zu Dritt (2003) oder Ein langer
Abschied (2006) ließ sie professionell die Hüllen fallen. Die Filmfotos
kursieren in der Salzburger Gesellschaft sozusagen als Teaser zur
Jedermann-Premiere am Sonntag.
Forcieren will die bei Dieter Dorn an den Münchner Kammerspielen gewachsene Akteurin die sexy Ausstrahlung der Jedermann-Geliebten aber nicht: „Ich kann dabei nur ich selbst sein“, sagt sie, „und hoffentlich bin ich dabei sexy oder erotisch. Aber das ist nichts, was man spielen kann. Das muss durch Äußeres wirken. Peinlich wird es, wenn man so etwas zu spielen versucht.“
Die Herausforderungen des Domplatzes sind der neuen Buhlschaft vollkommen bewusst: „Kleine Feinheiten oder Ideen können von so einem großen Platz geschluckt werden. Das heißt aber nicht, dass man jetzt herumgrimassiert. Man muss authentisch und präsent sein.“
Die neue Julia - Die "Angelina Jolie der Oper" glaubt an die ewige Liebe
Die in Mailand lebende Georgierin Nino Machaidze (25) singt ab Samstag an der Seite Rolando Villazóns statt Anna Netrebko die Julia.
Debüt
Sie könnte heuer bei den Salzburger Festspielen –
quasi über Nacht wie seinerzeit Anna Netrebko – zum internationalen
Superstar avancieren. Die gebürtige Georgierin Nino Machaidze ist Salzburgs
neue „Julia“. An der Seite von Rolando Villazón spielt sie – nachdem „La
Netrebko“ wegen ihrer Schwangerschaft absagen musste – ab nächstem Samstag
in Goundods Roméo et Juliette (der ORF überträgt die Oper live).
Nicht bloß ihr Debüt in Salzburg, sondern auch die Partie der Julia macht die 25-jährige Sängerin sichtlich glücklich: „Was sich da zwischen den beiden Liebenden abspielt, ist nicht nur große, abgehobene Oper“, sagt sie im ÖSTERREICH-Interview, „ich jedenfalls glaube an die ewige Liebe“, strahlt Nino.
Traum von Italien
Bereits als Kind träumte Machaidze davon, „die
Welt zu sehen und in Italien zu leben“. Das gelang ihr auch spielend: 2005
wurde sie an die Mailänder Akademie für junge Opernsänger aufgenommen.
Bereits 2006 brillierte sie an der Scala als Najade in Ariadne auf Naxos.
Und ein Jahr später hatte sie da als Marie in Donizettis Regimentstochter
einen überragenden Erfolg. In Mailand wurde sie auch von den Scouts der
Salzburger Festspiele entdeckt.
Spitzname
Inzwischen hat die Sopranistin ob ihres erquicklichen
Aussehens den Spitznamen „Angelina Jolie der Oper“ gepachtet. Das stört sie
nicht, damit kann sie „gut leben“, lacht das sonnige Gemüt. Den angeblichen
Erwartungsdruck, den ihr die Medien unterstellen, kann sie nicht ganz
nachvollziehen: „Welchen Druck ...?“
Und ablenken könne man sich schließlich immer. Zum Beispiel mit gutem Essen oder guter Lektüre. Ihr Lieblingsbuch? Da braucht sie nicht lange nachzudenken: Felix Saltens „Bambi!“
Erotische MozartOper. Mit großer Spannung wird in Salzburg heute ab 19 Uhr die Premi
Donna Anna - Annette Dasch in den Fängen von Mozarts Opern-Macho Don Giovanni
Höhepunkt
Der neue Don Giovanni der Festspiele ist wilder,
verruchter und orgiastischer als alle Salzburger Mozart-Inszenierungen
davor. Explizite Liebe und Akte an der Grenze zur Vergewaltigung, Mord und
Totschlag – sogar beklemmende Bilder aus der Drogenszene (Don Giovanni und
Leporello mit Injektionsspritzen!) – sind in Claus Guths Regie sozusagen an
der Tagesordnung.
Im Mittelpunkt steht – neben Christopher Maltman und Erwin Schrott als Don Giovanni und Leporello – Annette Dasch als Donna Anna.
Letztes Jahr sorgte sie in Salzburg als Armida in der gleichnamigen Haydn-Oper für Aufsehen. Heuer ist sie Don Giovannis wesentlichstes Objekt – und Opfer – machohafter, mörderischer Begierde.
Hassliebe
Was treibt Donna Anna in die Fänge Don Giovannis? Ist
es Liebe, ist es Hass? „Die kriegt ihn einfach nicht aus dem Kopf“, sagt
Annette Dasch im ÖSTERREICH-Interview. „Sie hat in dieser Nacht mit Don
Giovanni etwas erlebt, das sie innerlich total in Brand gesetzt hat. Sie
will das wieder haben, und als sie merkt, dass das nicht geht, will sie es
kaputt machen – sie will ihn kaputt machen. Es gibt für sie nur diese beiden
Möglichkeiten: Entweder sie ist mit ihm, oder er darf nicht mehr existieren.
Anders kann sie nicht.“
Chemie
In Salzburg fühlt sich die Deutsche, die auch zwei Jahre
in Graz studiert hat, jeden Sommer pudelwohl. „Ich bin immer eine große
Österreich-Freundin gewesen“, sagt die 32-Jährige, „ich mag das Essen, mag
die Menschen, mag die Berge. Ich hab’ das Gefühl, die Chemie zwischen mir
und dem Land stimmt einfach.“
Über Claus Guths Don Giovanni, der heute Premiere hat, kann Annette Dasch nur Gutes sagen: Wäre sie nicht ohnehin mit von der Partie, würde sie bei den Festspielen sofort verlangen, bei einer Wiederaufnahme mitspielen zu dürfen. „Egal, in welcher Rolle.“
- Der Sonntag in Salzburg
So., 27. Juli: Jedermann. 17.30 Uhr, Domplatz. Mit Spannung erwartet wird der erste Auftritt von Sophie von Kessel als neue Buhlschaft. - So., 27. Juli: Don Giovanni. 19.00 Uhr, Haus für Mozart. Die freizügige Inszenierung der Mozartoper mit Netrebkos Latin Lover Erwin Schrott ist heute der zweite Höhepunkt.
Fotos: (c) Zemsky Green Artists management/Reuters/Wild+Team, Wildbild