Werner Schneyder
"Beim Villacher Fasching wird mir übel"
11.01.2010
Kabarettist Werner Schneyder wieder an der Burg (13.1.)
Als „Geistesblitzlichtgewitter“ bezeichnete ÖSTERREICH Werner Schneyders Burgtheater-Auftritt. Am Mittwoch, 13.1., gibt es ein Dacapo seines (aktualisierten) Ich bin konservativ-Programms.
ÖSTERREICH: Nimmt Ihr aktuelles Programm auf die politische
Situation in Kärnten Bezug?
Werner Schneyder: Natürlich. Für
mich ist Kärnten tatsächlich Heimat. Da wird das politische Interesse von
emotionaler Wut überlagert. Die Nachfolger des Rattenfängers blasen nicht
mehr auf der Flöte, sondern aus dem letzten Loch. Die moralische Sanierung
wird lange brauchen.
ÖSTERREICH: Seit Freitag ist wieder Villacher-Faschings-Zeit.
Können Sie über „Narrensitzungen“ lachen?
Schneyder:
Ich habe nie ein ganzes Programm gesehen. Den von schrecklichen deutschen
Vorbildern abgekupferten Stil finde
ich grundsätzlich zum Kotzen, ein
paar Solisten aber hatten durchaus Witz. Und die eine oder andere Pointe war
auch neu. Nur zwischendurch wird einem eben übel.
ÖSTERREICH: Wie abenteuerlich ist es für Sie, im Burgtheater
aufzutreten?
Schneyder: Es ist immer ein Abenteuer, wenn man
merkt, welche Intimität, welche Korrespondenz mit dem Publikum in einem
klassischen Logentheater mit Rängen entstehen kann. Ich empfinde auch eine
große, kollegiale Dankbarkeit, wenn sich so ein Haus künstlerischen
Artikulationen anderer Art öffnet. Und wenn der Stehplatz gerammelt voll
ist, glaube ich an den Sinn.
ÖSTERREICH: Vielerorts herrscht ein gewisser Zwangsoptimismus
hinsichtlich des neuen Jahres...
Schneyder: Ja, es macht sich ein
verordneter Optimismus breit. Von jenen verordnet, die mit Triumphgeheul
feststellen, die Hedge-Fonds hätten im Jahre 09 wieder „Rekordgewinne“
erzielt. Wir können also langsam auszurechnen versuchen, wie viel Geld der
Volkswirtschaft bis zum nächsten Crash gestohlen werden wird. Und für die
Aufwärtsentwicklung der Wirtschaft gibt es ja einen verlässlichen Indikator:
Die Entlassungszahlen steigen weiter an.