Die Tage werden kürzer. Die Nacht greift um sich. Pünktlich zu Herbst und Halloween huldigt man ihr nun auch im Belvedere: Eine große, akribisch durchkomponierte Ausstellung taucht das Untere Belvedere und auch die Orangerie in tiefe künstlerische Umnachtung. Mondscheinlandschaften und Traumdämonen, Gemälde, Skulpturen, Fotografie, Film oder Lichtkunst, Werke von 1800 bis heute versammelt "Die Nacht im Zwielicht" bis 17. Februar in ihren 280 Exponaten. "Es geht um die Nacht außen und um die Nacht in uns", erklärte Kuratorin Brigitte Borchhardt-Birbaumer bei der Pressekonferenz am 22. Oktober.
Verklärende Schwelgen in dunklen Landschaften Denn was die Romantiker noch durften, dieses verklärende Schwelgen in dunklen Landschaften und in der Einsamkeit des Kerzenscheins, hat sich in der Moderne nicht selten ins Innere geflüchtet. Aber es ist keine historisch geordnete Schau, auch Themen und Motiven folgt sie nur am Rande. Das assoziative Gesetz der Konfrontation zieht sich quer durch die Epochen, statt kunsthistorischen Wandtexten sind sie mit Gedichten zur Nacht beschrieben. Eine traumähnliche Logik führt Philipp Otto Runge und Gerhard Richter zusammen, Caspar David Friedrich und Gerhard Rühm, Hans Makart und Anselm Kiefer, Arnold Schönberg und Markus Schinwald, Alfred Kubin und Birgit Jürgenssen. 70 publikumsscheue Gemälde werden gezeigt Orientiert haben sich die Kuratoren zunächst an den Beständen des Belvedere. "Da sind 70 Werke zu sehen, die bisher nie oder nur ganz selten ausgestellt wurden", betonte Museumsdirektorin Agnes Husslein-Arco. Dunkle und hellere Preziosen, "die eigentlich nicht verborgt werden", finden sich außerdem zuhauf in den mehr als 200 Leihgaben. Ein Schwerpunkt gilt der Fotografie, "dem Medium, das aus der schwarzen Box kommt", so Borchhardt-Birbaumer. Die "künstlichen" Nächte des Kinos, des Theaters oder der U-Bahn werden ebenso thematisiert wie die "Zerstörung der Nacht" durch die konsequente Erleuchtung des urbanen Raums. Spezialisten aus Psychoanalyse, Philosophie und Astronomie wurden einbezogen, haben Beiträge gestaltet und Fragen nach der Nacht außerhalb unserer Welt gestellt.
Schreckliche Kind der Mutter Nacht Mit Blindheit, geistiger Umnachtung und dem Traum werden "private Nächte" ebenso inspiziert wie archetypische Phänomene, vom "schrecklichen Kind der Mutter Nacht", dem Krieg, bis zu zahllosen Mythen, Allegorien und Unterweltsfantasien. Mozarts "Königin der Nacht" darf da ebenso wenig fehlen wie eine Fratze von Franz Xaver Messerschmidt. Aber auch alljene ruhigen und aufgewühlten, unheimlichen, todessehnsüchtigen und zärtlichen Klassiker des Nächtlichen, die der Kunstgeneigte sich wünschen mag, finden ihren Platz: Ernst Ludwig Kirchner und Ferdinand Georg Waldmüller, Rene Magritte und Emil Nolde, Paul Delvaux und Gustave Courbet, und viele, viele mehr. Eine poetische Ausstellung, die Lust auf die dunkle Jahreszeit macht.
Info Alle Informationen rund um die neue Belvedere-Ausstellung "Nacht im Zwielicht" erhalten Sie unter www.belvedere.at.
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