Festspiel-Kritik

"Benvenuto Cellini" - Spektakel & Spaßgesellschaft

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"Benvenuto Cellini" hatte bei den Salzburger Festspielen Premiere.

Das war zweifellos ein großer Erfolg. Wer die Geschichte vom Renaissance-Goldschmied Benvenuto Cellini nicht wichtig nahm, fand das Bühnengeschehen offenbar lustig. Ich fand es eher traurig, wie eine allein mit optischen Effekten und gewaltigem technischem Aufwand spekulierende Inszenierung die Story zur Nebensache degradiert.

Oper
Die Oper des Hector Ber­lioz, 1838 in Paris uraufgeführt, spielt an drei Tagen zum Karnevals-Ende 1529 und folgt der Autobiografie Cellinis. Die Handlung fügt eine Liebesgeschichte, Turbulenzen des Faschings und der Arbeitswelt, Duelle und einen Papst-Auftritt recht wüst zusammen. Sie kulminiert im Guss der Perseus-Statue. Zweifellos war Berlioz von der Persönlichkeit Cellinis fasziniert.

Hubschrauber
Philipp Stölzl, der die Oper für Salzburg inszenieren sollte, interessieren mehr die Möglichkeiten für visuelle Gigantomanie. Bei ihm wird die Bühne von einer riesigen Projektionsfläche begrenzt. Auf dieser bewegen sich Hubschrauber über einer Stadtlandschaft, Eisenbahnzüge, Kräne. Davor Reklame- und andere Lichteffekte, flackernde Lämpchen und ein Lift. Die meisten auftretenden Personen agieren wie Roboter oder werden von solchen umgeben.

Faschingsklamauk
Stölzl, ein Videokünstler für Musikclips und Commercials, bleibt diesem Genre verpflichtet. Er liefert eine Show mit größtmöglichem technischem Aufwand, aber weder das Stück noch dessen Individuen sind wirklich inszeniert. Inmitten häufig wiederholter optischer Gags sind die handelnden Personen sich selbst überlassen und agieren wie in einer altmodischen Opernproduktion. Die Kostüme suggerieren geschmacklosen Faschingsklamauk von heute. Ein Kennzeichen für die ganze Aufführung.

Die farbige, geniale Musik des Hector Berlioz wird von Valery Gergiev anfänglich mit all ihrer Kühnheit, all ihren Kontrasten plastisch gestaltet. Später gibt der Dirigent seiner bekannten Neigung zu übertriebener Lautstärke allzu oft nach. Da der hervorragend präparierte Wiener Staatsopernchor trotz vorgetäuschter szenischer Aktionen häufig frontal zum Publikum steht und singt, wird die Verführung zum Fortissimo noch verstärkt. Auch die Wiener Philharmoniker entgehen ihr nicht.

Debüt
Die Besetzung ist solide, nicht überzeugend. Das gilt auch für Burkhard Fritz als Cellini und Kate Aldrich als sein Lehrling Ascanio. Dominiert wird die Aufführung von einem jungen Sopran aus Riga: Maija Kovalevska verfügt über eine ausdrucksvolle, technisch perfekte, in allen Lagen sichere Stimme, hat Überzeugungskraft in jeder Situation und bot zwischen all den Schemen und blassen Persönlichkeiten den einzigen Menschenlaut, dem man interessiert zuhörte. Ein schönes Debüt. Die Liste ihrer künftigen internationalen Auftritte verrät, dass die Kovalevska nicht erst jetzt in Salzburg entdeckt wurde.

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