Thema. Der Briefwechsel zwischen Thomas Bernhard und Verleger Siegfried Unseld, in dem es oft um Geld und Ehre statt um Kunst geht, bewegt die Literaturszene wie kaum ein anderes Thema. Das Buch belegt Platz eins der aktuellen ORF-Bestenliste. Die morgige Burgtheater-Lesung war binnen Stunden ausverkauft. Wegen des Andrangs wird das Programm im Frühjahr neu angesetzt. Peter Simonischek im Interview.
ÖSTERREICH: Was war Ihr Eindruck, als Sie den Briefwechsel erstmals
lasen?'
Simonischek: Ich war erstaunt, wie unterhaltsam und
wie brisant diese Korrespondenz ist. Einmal sind die Briefe geradezu
romantisch verklärt, wenn Bernhard über Suhrkamp-Bücher als „Sterne am
Himmelszelt“ spricht, und dann wiederum ist Bernhard sehr direkt, sehr mutig
– und immer ein bisschen materiell orientiert. Man hat das Gefühl, Bernhard
in seiner Einsamkeit, seiner Unbestechlichkeit und seiner Parteilichkeit
ganz gut kennenzulernen.
ÖSTERREICH: Was lernt man über Siegfried Unseld?
Simonischek:
Ein umfassend gebildeter und sehr diplomatischer Mensch. Berührend sind die
Passagen, in denen er Bernhard bedingungslos zur Seite steht und trotzdem
versucht, ihm den objektiven Blick nahezubringen.
ÖSTERREICH: Unseld musste immer wieder viel einstecken von Bernhards
Seite…
Simonischek: Ja. Wenn man das liest, bleibt einem
manchmal die Spucke weg. Bernhard war kein pflegeleichter Zeitgenosse.
ÖSTERREICH: Wie ist Ihre persönliche Beziehung zu Thomas Bernhard?
Simonischek:
Ich bewundere ihn für seinen Entschluss zu diesem Künstlerleben mit dem
konsequenten Ziel, ein großer Schriftsteller zu werden.
ÖSTERREICH: Gibt es Bernhard-Rollen, die Sie gern spielen würden?
Simonischek:
Ich habe einmal daran gedacht, den Theatermacher zu spielen. Aber da
gibt es mit Traugott Buhre am Burgtheater einen großen Vorgänger, der
unvergessen ist.
Der Briefwechsel. Wien, Burgtheater, Freitag, 20 Uhr (ausverkauft).