Augartenspitz
Bisherige Bohrungen nicht illegal
16.07.2009
Sängerknaben-Vertreter gehen gegen Filmarchiv-Mitarbeiter vor
Nachdem vergangene Woche die friedliche Besetzung am Augartenspitz mit WEGA-Einheiten gewaltsam aufgelöst wurde, sollten für das umstrittene Sängerknaben-Bauvorhaben im Augarten nun Grundwasserbohrungen durchgeführt werden.
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Filmarchiv-Mitarbeiter wurde im Gesicht verletzt
Am 15. Juli drangen um 4:30 morgens Vertreter der Wiener Sängerknaben überfallsartig mit einem Bautrupp in das Areal ein und trafen hektische Bauvorbereitungen. Ein für die Platzbetreuung des Sommerkino-Betriebes zuständiger Filmarchiv-Mitarbeiter wollte sich bei den Sängerknaben-Vertretern über das geplante weitere Vorgehen informieren. Daraufhin wurde er unter Gewalteinwirkung zurückgestoßen. Nachdem sich der Filmarchiv-Mitarbeiter gewehrt hatte, wurde er von den Sängerknaben-Vertretern zu Boden gezerrt und "arretiert". Dabei erlitt er Verletzungen im Gesichtsbereich.
Bohrungen mussten abgebrochen werden
Der Vorfall wurde von mehreren Zeugen beobachtet und fotografisch dokumentiert. Das Filmarchiv Austria weist dieses gewalttätige Vorgehen auf das Schärfste zurück und behält sich eine Klage wegen Körperverletzung vor. Die wenig später begonnenen Bohrungen mussten übrigens nach Überprüfung durch die zuständige Behörde wieder abgebrochen werden, weil die notwendigen rechtlichen Genehmigungen dafür nicht vorlagen.
Bohrungen nicht illegal
Die bisherigen Bohrungen für die Errichtung des Wiener Sängerknaben-Konzertsaals waren nicht illegal. Das betonte der Sprecher von Umweltstadträtin Ulli Sima (S) gegenüber der APA. Die MA 58 sei bei den Arbeiten stets eingebunden gewesen - auch ein Antrag für einen Wasserrechtsbescheid habe bereits vorgelegen. Ein solcher sei aber erst ab dem Erreichen des Grundwassers notwendig.
Bescheid kommt im August
Das sei nun der Fall, wie Gutachten ergeben hätten. "Der Bescheid ist in Arbeit", berichtete der Sima-Sprecher. Er soll noch im August vorliegen.
Gewaltsame Räumung
"Es hat sich herausgestellt, dass die Bauvorbereitungen ohne die nötigen Genehmigungen begonnen wurden", zeigten sich hingegen die Konzertsaal-Gegner in einer Aussendung überzeugt. Damit sei auch klar, dass die durchgeführte gewaltsame Räumung und die Einrichtung der Baustelle am Augartenspitz ohne rechtliche Grundlage stattgefunden hätten.
Grüne: "Schwere Verfahrensfehler "
Die Grünen sprachen in einer Aussendung am 16.7. von einem "handfesten Skandal". Planungssprecherin Sabine Gretner ortete schwere Verfahrensfehler und verlangte eine Überprüfung aller Genehmigungen für die Bautätigkeiten.
Tathergang
Die Aktivisten und das Filmarchiv Austria berichteten zudem von einer "weiteren Eskalation". Demnach wurde der Platzwart des benachbarten Filmarchivs in der Nacht vom Baugelände gewaltsam zurückgedrängt. Der Mann habe sich über die Tätigkeit eines Bautrupps informieren wollen, der um 4.30 Uhr morgens Bauvorbereitungen getroffen habe. Dabei sei er zu Boden gezerrt und im Gesicht verletzt worden, hieß es.
Konzertsaal der Sängerknaben
Der Konzertsaal der Sängerknaben soll rund 380 Besuchern Platz bieten. Auch Bereiche für Ausstellungen, einen Shop und ein Cafe sind geplant. Die Fertigstellung ist für 2011 vorgesehen. Die Baukosten werden mit 12 Mio. Euro beziffert - sie werden von Peter Pühringer und seiner "POK Pühringer Privatstiftung" finanziert.